Cornelia Bucheli und Patrik Gasser arbeiten nicht nur als Landwirtin und Landwirt, sondern bieten Feriengästen abwechslungsreiche und erholsame Stunden. Im Interview erzählen sie, welche Vorteile das zweite Standbein Agrotourismus bringt.
Weshalb sind Sie Gastgeber bzw. Gastgeberin geworden?
Patrik Gasser: Als wir den Staudenhof mit Mutterkuhhaltung vor über zehn Jahren übernommen hatten, war für uns sofort klar: Diese sensationelle Lage am Heinzenberg mit Blick über das Domleschg und die Bergwelt möchten wir Gäste miterleben lassen. Die vorhandene Infrastruktur mit einem zweiten Wohnhaus und einem Maiensäss erleichterte uns den Entscheid zusätzlich.
Cornelia Bucheli: Auch bei uns waren die Lage, aber auch meine Freude an der Arbeit als Gastgeberin der Auslöser, im Agrotourismus Fuss zu fassen: Den Betrieb für Milchwirtschaft, den ich mit meinem Mann bereits in der zweiten Generation vom Kloster Ingenbohl pachte, liegt in der touristischen Region bei Brunnen am schönen Vierwaldstättersee und direkt am Jakobsweg. Daher fragten Reisende, insbesondere Pilger, schon vor 25 Jahren immer wieder an, ob sie auf dem Hof übernachten dürften.
Was bieten Sie Ihren Gästen?
Cornelia Bucheli: Da wir als Pächter keine Möglichkeit haben, die Infrastruktur auszubauen, beschränken wir uns auf das Schlafen im Stroh. Für Allergiker gibt es ein Matratzenlager. Zu unserem Angebot gehört auch das Frühstück, das ich möglichst aus hofeigenen und selbstgemachten Produkten zubereite. Auf Voranmeldung gibt’s auch einen feinen Znacht. Familien mit Kindern dürfen uns beim Melken über die Schulter schauen, Eier aus unserem Hühnerstall holen oder Hasen und Katzen füttern.
Patrik Gasser: Bei uns dürfen die Kinder ebenfalls helfen: beim Misten in den Ställen und Füttern der Ziegen, der Pferde und des Ponys. Wir können unseren Gästen zudem das zweite Wohnhaus und das Maiensäss anbieten. Ersteres vermieten wir das ganze Jahr durch meist wochenweise an Familien, letzteres von Anfang Mai bis Ende Oktober. Für kurzentschlossene Wanderer oder Bikerinnen steht unser Zirkuswagen zur Verfügung. Da dort jedoch die Küche fehlt, offerieren wir das Frühstück. Gerne würden wir das Mahlzeitenangebot ausbauen. Die Zeit dazu fehlt uns jedoch.
Unter dem Strich: Zahlt sich der Aufwand aus?
Patrik Gasser: Auf jeden Fall! Im Austausch mit den Gästen können wir das Image der Landwirtinnen und Landwirte korrigieren, das insbesondere unter den Agrarinitiativen gelitten hat. Die Gäste erfahren, mit welchen Herausforderungen wir konfrontiert sind – beispielsweise, wenn eine Maschine plötzlich kaputtgeht oder ein Wolf mal wieder eine der Ziegen erwischt hat.
Cornelia Bucheli: Durch den direkten Kontakt können wir in der Tat den Gästen die Landwirtschaft näherbringen. Zudem ist der Agrotourismus ein guter Nebenerwerb. Insbesondere, weil wir für die Arbeit keine Angestellten benötigen. Ich kann die Arbeiten, die zwischen Mai bis Oktober anfallen, alleine meistern und trotzdem noch auf dem Hof und im Ackerbau Hand anlegen.
Was raten Sie anderen Landwirtinnen und Landwirten, die ebenfalls ein zweites Standbein aufbauen möchten?
Cornelia Bucheli: Wichtig ist, klein zu beginnen. Es braucht eine gewisse Zeit, bis sich ein neues Angebot etabliert. Später kann es ausgebaut werden. Zudem braucht es als Gastgeber viel Herzblut sowie Freude an den verschiedenen Gästen. Um auf das Angebot aufmerksam zu machen, ist die Mund-zu-Mund-Propaganda zufriedener Gäste enorm wertvoll. Auch unsere Präsenz auf den Plattformen des Vereins Agrotourismus Schweiz oder des örtlichen Tourismusvereins sowie die eigene Website sind nicht wegzudenken.
Patrik Gasser: Die eigene Website ist sicherlich das A und O. Ein Fachexperte hat uns hier unterstützt. Er sorgt auch dafür, dass Bilder und Texte aktuell bleiben. Auch wir sind den lokalen Plattformen sowie e-Domizil für Ferienwohnungen angeschlossen. Nebst Infrastruktur und Zeit, die für die Gästebetreuung nötig ist, sollte das Umfeld nicht vergessen gehen: Gäste, insbesondere die Kinder, möchten verschiedene Tiere sehen. Die Umgebung rund um den Hof soll gepflegt aussehen und so gestaltet sein, dass keine gefährlichen Situationen – beispielsweise durch eine herumstehende Leiter – entstehen. Zudem braucht es eine gewisse Ausdauer und das Angebot sollte den Gegebenheiten angepasst sein.
Was war Ihr bislang schönstes Erlebnis mit Gästen?
Cornelia Bucheli: Es gibt viele Kinder aus der Stadt, die bei uns zum ersten Mal sehen, wie Milch aus einer Kuh in den Eimer kommt.
Patrik Gasser: Wenn Kinder nach einer Ferienwoche weinen, weil sie heimmüssen, ist das rührend. Und da wir selbst selten verreisen können, geniessen wir den Austausch mit Menschen aus Holland, Deutschland oder auch mal aus Südafrika.
Für weitere Informationen: www.schlafimstroh-bucheli.ch & www.staudenhof.ch