Lautes Gelächter musste Sandra Fischer bei der Arbeit immer wieder erdulden. Die junge Motorgerätemechanikerin hatte bei ihren Arbeitskollegen einen schweren Stand. Auch ihre Ausbildner nahmen sie nicht immer ernst. Doch sie liess sich nicht entmutigen und griff zur Selbsthilfe. Im von ihr gegründeten Handwerk Netzwerk können sich Frauen und non-binäre Personen in handwerklichen Berufen austauschen und ermächtigen.
Sandra Fischer ist 25-jährig und arbeitet als Motorgerätemechanikerin bei Meier Maschinen AG, einem Tocherunternehmen der fenaco Genossenschaft. Sie liebt ihren Beruf und geht darin auf. In der Vergangenheit erlebte sie leider oft respektloses Verhalten. Sie wurde als weibliche Handwerkerin von Kollegen nicht ernst genommen. Zudem ist sie als Frau in einer männerdominierten Branche in der Minderheit. Sie erhielt während der Ausbildung viel Aufmerksamkeit, manchmal zu viel. «Wenn ich einen Fehler machte, dann wussten dies gleich alle. Bei Männern ist die Toleranzgrenze sicherlich grösser», ist sie sich gewiss.
Gemeinsam statt einsam
Um das Arbeitsklima zu verbessern, hielt Sandra vor ihrem Team ein Referat zum Thema Respekt. «Das Problem des respektlosen Umgangs in der Gesellschaft kann nur mit Aufklärung gelöst werden», ist sie überzeugt. Doch sie wollte nicht nur in den eigenen Reihen aktiv werden: Da sie bei der Suche nach Unterstützung auf keinerlei Anlaufstelle für Handwerkerinnen traf, gründete sie eine Selbsthilfegruppe mit dem Selbsthilfezentrum Winterthur. Sandra Fischer: «Nur schon der Gedanke, dass man sich Unterstützung holen kann und nicht ganz alleine dasteht, bewirkt eine enorme Erleichterung und manchmal sogar Wunder.» So traf sie auf andere Frauen in handwerklichen Berufen, der Austausch war heilsam. Als das Thema bis zur Fachstelle Gleichstellung vom Kanton Zürich vordrang, reifte dort die Idee, dass aus der Gruppe ein Netzwerk werden soll: «Sie können sich so besser unterstützen: Ein Netzwerk kann wachsen und ihre Interessen vertreten», sagt Helena Trachsel, Leiterin der Fachstelle.
Prominent gestartet
Das Netzwerk Handwerk wurde am vergangenen Freitag offiziell ins Leben gerufen. Ein Grusswort mitsamt Glückwünschen überbrachte Jaqueline Fehr, Zürcher Regierungspräsidentin und Vorsteherin der Direktion der Justiz und des Innern. «Als Lehrerin habe ich den Mädchen früher noch gesagt, sie sollen sich für einen Beruf entscheiden, der mit der Familienplanung zusammenpasst.» Zum Glück habe sich ihr Verständnis diesbezüglich verändert.
Mitgetragen wird Sandras Engagement nicht nur von weiblicher Seite. Adrian Schürch ist Geschäftsführer von Meier Maschinen AG und sagt: «Wir schätzen das Engagement von Sandra sehr. Es gibt uns die Möglichkeit, mehr Frauen für diese männerdominierte Branche zu gewinnen. Ich bin überzeugt, dass vielfältige Teams eine höhere Leistung bringen.» Deshalb unterstützt er Sandra dabei, ihr Netzwerk weiter auszubauen.
Das Netzwerk trifft sich bisher einmal im Monat, geplant sind Anlässe. Interessierte dürfen sich melden unter: gleichstellung@ji.zh.ch