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Der einzigartige Forschungsbetrieb UFA-Bühl

Seit seiner Gründung vor 63 Jahren hat der Betrieb UFA-Bühl über 1000 Forschungsprojekte durchgeführt. Fachleute prüfen Futtermittel für die Bedürfnisse von Schweinen, Geflügel und Kälber.

UFA ist mit ihrem Forschungsbetrieb UFA-Bühl die einzige Schweizer Mischfutterproduzentin, die aktiv Forschung zu Futtermittel und zur genetischer Entwicklung der Schweizer Nutztiere betreibt. Seit seiner Gründung vor 63 Jahren hat UFA-Bühl über 1000 Forschungsprojekte durchgeführt. Ein Einblick in die Ställe der Kälber, Sauen und Hühner zeigt, wie ein solcher Forschungsbetrieb funktioniert.

Mitten in idyllischer Landschaft, zwischen Hendschiken (AG) und Ammerswil (AG), befindet sich UFA-Bühl. Man könnte meinen, es handle sich um einen klassischen Bauernbetrieb: Hofhund Simba begrüsst freudig die Besucher; die vielen Kälber vor den Stallungen beobachten neugierig, was um sie herum geschieht. Die Mastkälber sind jedoch nicht der einzige Tierbestand. Auch Muttersauen mit ihren Ferkeln, Mastschweine, Jung- und Legehennen sowie Mastpoulets sind in weiteren Ställen auf dem Hof untergebracht. Auffallend dabei ist: In jedem Stall werden die Tiere in Kleingruppen unterteilt gehalten. Es wird klar: UFA-Bühl ist ein etwas anderer Bauernhof, einer mit Forschungsauftrag. Unter praxisnahen Bedingungen prüft die UFA hier, wie Futtermittel stetig verbessert werden können. Die Vorschläge für die Untersuchungen unterbreiten die Fachleute des UFA-Ressorts Entwicklung und Technischer Dienst. Für die tägliche Betreuung der 84 Muttersauen, 360 Mastschweine, 80 Mastkälber, 1900 Legehennen, 960 Junghennen und 2200 Mastpoulets (Stand Juni 2022) sowie für die Datenerhebung bei den einzelnen Forschungsprojekten ist Betriebsleiter Stefan Streit zuständig. Ein Team aus vier Vollzeit- und drei Teilzeitmitarbeitenden unterstützt ihn. «UFA ist mit ihrem Forschungsbetrieb UFA-Bühl die einzige Mischfutterproduzentin in der Schweiz, die aktiv Forschung betreibt. Und dies bereits seit 63 Jahren. Seit 20 Jahren darf ich Teil davon sein», erzählt der gelernte Meisterlandwirt Stefan Streit stolz.

Forschung seit 63 Jahren
Begonnen hat alles am 1. Mai 1959, als sich neun landwirtschaftliche Genossenschaften zur Genossenschaft UFA zusammenschlossen. Dies mit dem Ziel, Futter nach einheitlichen Richtlinien zu produzieren. In der Gemeinde Hendschiken fand UFA die passenden Liegenschaften, um einen Forschungsbetrieb auf die Beine zu stellen. Und so spielte UFA-Bühl in der ganzen UFA-Geschichte eine besondere Rolle. Zunächst als Zuchtstation, wo die Fachleute begonnen hatten, Ferkel unter sterilen Bedingungen (SPF-Tiere: specific pathogen free) zu gewinnen. Das heisst, die Fachleute züchteten Tiere, die möglichst mit keinen Krankheitserregern (Pathogenen) wie Bakterien, Pilzen oder Viren befallen sind. Beispielweise konnte man so die Schweinekrankheit Enzootische Pneumonie, eine ansteckende Lungenentzündung, verhindern. Nebst der Schweinezucht wurde die Pouletmast zum wichtigsten Forschungsschwerpunkt, bei dem die Verantwortlichen nicht nur für die genetische Entwicklung, sondern auch Einflüsse der Fütterung, Einstreue, Wasserversorgung und Haltung untersuchten. 1986 kam der Forschungsstall für Junghennen und Legehennen dazu. Mitte 2023 jedoch wird die Jung- und Legehennenhaltung eingestellt, da sich UFA-Bühl in einer Quellschutzzone befindet und den Hennen daher keinen Weideauslauf bieten kann. 2003 folgte schliesslich der Neubau für den Kälbermastversuchsstall. Aufgrund der steigenden Anforderungen an die Produktivität der Schweizer Nutztiere stiegen die Anforderungen an die Fütterung und somit gewannen die Fütterungsversuche immer mehr an Bedeutung. Diese führte UFA-Bühl bereits damals zusammen mit der ETH Zürich durch. Die Experten testeten neue Rohwaren, passten die Rezepturen an die Bedürfnisse der Tiere an und prüften neue Zusatzstoffe hinsichtlich ihrer Wirkung und Wirtschaftlichkeit.

Heutiger Auftrag und Ziele
Noch heute geht UFA-Bühl Forschungskooperationen mit der ETH, aber auch mit der HAFL oder Agroscope ein. Im Jahr 2022 zählt der Betrieb mehr als 1000 Forschungsprojekte, die seit seiner Eröffnung im 1963 durchgeführt worden sind. «Wir wollen die wirtschaftliche Fütterung von Nutztieren durch qualitativ auswertbare Versuche unter praxisnahen Bedingungen stetig weiterentwickeln», erklärt Stephan Roth, Leiter UFA-Bereich für Forschung und Entwicklung. Die Anordnung und Durchführung der Forschungsprojekte erfolgt nach objektiv-wissenschaftlichen Grundsätzen. Das heisst: Die Versuchsvarianten unterscheiden sich nur in einem zu untersuchenden Faktor. Zum Beispiel testen die Expertinnen und Experten verschiedenes Futter mit einem jeweils anderen Proteingehalt. Die Futtervarianten sind für Stefan Streit und sein Team anonym und jede Variante wird wiederholt geprüft. Wie das in der Praxis aussieht, zeigt ein Rundgang durch die Ställe: Die 80 Mastkälber beispielsweise sind in zwei Gruppen à 40 Tiere gehalten. Als siebenwöchige, rund 75 Kilogramm schwere Tiere ziehen sie in die Stallungen ein, nach 100 Tagen und mit rund 230 Kilogramm Gewicht gehen sie zum Schlachtbetrieb. Während ihrer Zeit auf UFA-Bühl erhalten die beiden Kälber-Gruppen unterschiedliche Milchpulver. «Unsere tägliche Arbeit auf UFA-Bühl unterscheidet sich im Vergleich zu anderen Tierbetrieben darin, dass wir nebst den gängigen Arbeiten wie Misten und Putzen für die Datenerhebung exakt Buch führen. Beispielsweise wägen wir die Tiere drei- bis fünfmal während ihres Aufenthalts im UFA-Bühl. Wir notieren aber auch die Anzahl der gelegten Eier oder wie viel ein Tier frisst und trinkt. Es ist zentral, dass wir die Tiere genau beobachten», betont Stefan Streit.

Die Fachleute des UFA-Ressorts Forschung und Entwicklung analysieren anschliessend die eingetragenen Daten und fassen die Ergebnisse mit Schlussfolgerungen und Empfehlungen zur Umsetzung in einem Bericht zusammen. «Solche Resultate zeigen uns, welches Futter mehr Einfluss auf die Gewichtsentwicklung oder auf die Darmflora der Tiere hat. Sie lassen Vergleiche von unterschiedlichen Wirkstoffen in Form von Kräutern oder Gewürzen zu oder zeigen auf, welche Alternativen Soja ersetzen könnten», erklärt Stephan Roth. So werden auch immer wieder neue Komponenten wie Insektenfett oder Insektenproteine geprüft und Nährstoffbewertungen durchgeführt. Die Fachleute untersuchen zudem, wie sich Nebenprodukte, die sich nicht als Lebensmittel eignen, am besten in der Futterproduktion einsetzen lassen. «Bei allen Fragestellungen geht es immer darum, gesunde Tiere zu halten und Produkte von bester Qualität mit möglichst wenig Futter und daher auch umweltschonend zu produzieren», bringt es Stephan Roth auf den Punkt.

UFA-Bühl im Überblick

Der Forschungsbetrieb UFA-Bühl ist in der fenaco Tochter und Futtermittelanbieterin UFA AG im Departement Entwicklung und Technischer Dienst im Bereich Forschung und Entwicklung angesiedelt. UFA-Bühl versteht sich als Teil der Schweizer Landwirtschaft und als Teil der Produktionskette von Lebensmitteln. Dazu unterstützen die Verantwortlichen eine effiziente, wirtschaftliche und tiergerechte Fütterung von Nutztieren. Es geht zudem darum, Nährstoffkreisläufe zu schliessen, indem Nebenprodukte eingesetzt werden, sowie Einflüsse auf die Produktqualität zu prüfen.

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