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«Wir sind ein wesentlicher Botschafter der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft»

Bernadette Kündig und Josef Sommer diskutieren über Veränderungen der letzten Jahrzehnte sowie das ­Zu­sammenspiel von fenaco, LANDI und den Schweizer Landwirtinnen und Landwirten.

Bernadette Kündig ist Präsidentin der Geschäftsführer-Vereinigung Schweiz der fenaco-LANDI Gruppe und Geschäftsführerin der LANDI Schwyz. Josef Sommer ist Leiter der Division LANDI und in der Geschäftsleitung der fenaco Genossenschaft. Beide arbeiten seit den 1980er-­Jahren für die heutige fenaco-LANDI Gruppe. Gemeinsam diskutieren ­sie über Veränderungen sowie das ­Zu­sammenspiel von fenaco, LANDI und den Schweizer Landwirtinnen und Landwirten.

Zusammen bringen Sie über 70 Jahre Erfahrung in der heutigen fenaco-LANDI Gruppe mit. Erzählen Sie, was war damals anders?
Josef Sommer: Als ich vor vier Jahrzehnten begonnen habe, da existierte die LANDI als Marke noch nicht. Wohl gab es landwirtschaftliche Genossenschaften, diese waren aber historisch bedingt als «Selbsthilfeorganisationen» organisiert. Im Fokus stand der gemeinsame Einkauf. Das Erzielen eines betriebswirtschaftlich erforderlichen Gewinns wurde vielfach vernachlässigt. Folglich fehlte dann das Geld für notwendige und zukunftsgerichtete Investitionen. Diese Strategie hat ­damals die Existenz vieler Genossenschaften bedroht. Es musste ein Umdenken stattfinden – die Marke 
LANDI und die Bündelung der Kräfte dank der ­fenaco haben dabei geholfen. 
Bernadette Kündig: Die Struktur war immer vorhanden, sie hat sich aber stets dem Zeitgeist angepasst. Heute sind wir klar eine markengetriebene Gesellschaft. Wir brauchen die Dachmarke LANDI, damit Kundinnen und Kunden in der ganzen Schweiz wissen, was sie von und bei uns erwarten können. Die damit einhergehende Wiedererkennung ist ein wichtiges Puzzle­teil unseres Erfolgs.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit heute, fast 30 Jahre nach Entstehen der fenaco-LANDI Gruppe, im Wesentlichen?
Bernadette Kündig: Dank unserer regionalen Verankerung und der täglichen Arbeit «an der Front» sind wir unserer Kundschaft, den Schweizer Landwirtinnen und Landwirten, sehr nah. Wir können stets den Puls fühlen und auf aktuelle Bedürfnisse eingehen. So stellen wir sicher, dass wir bedarfsgerechte Markt- und Dienstleistungen anbieten.
Josef Sommer: Die fenaco unterstützt mit ihren Geschäfts- und Dienstleistungseinheiten die LANDI in der Umsetzung ihrer Geschäftstätigkeit und sorgt für Skaleneffekte. Wir bündeln alle Kräfte entlang der gesamten Wertschöpfungskette und schaffen Synergien. Während die LANDI für den persönlichen, direkten ­Austausch zuständig sind, kümmern wir uns um übergeordnete Prozesse und stellen die nötige Grösse sicher. 

Genau diese Grösse wird teils kritisch gesehen.
Josef Sommer: … was verständlich ist! Wie vieles ist auch dies eine Frage der Perspektive: Die fenaco geschäftet im In- und Ausland mit Marktpartnern, die zum Teil deutlich grösser sind als sie selbst. Die Preise für landwirtschaftliche Hilfsmittel wären vermutlich einiges höher, hätten wir keine gebündelten Kräfte – eine logische Konsequenz unserer Grösse. Grösse haben wir auch im übertragenen Sinn: Wir sind be­rechenbar und verlässlich, in allen Verhandlungen. Die fenaco steht zu ihren Abmachungen.
Bernadette Kündig: Grösse ist relativ. National sind wir gross, international nur ein kleiner Akteur. Unsere Fairness, Transparenz und Verlässlichkeit schaffen Vertrauen. Deshalb sind wir unter anderem als Gruppe seit bald 30 Jahren erfolgreich am Markt und verzeichnen jedes Jahr mehr Mitglieder.
Josef Sommer: Ich möchte auch nochmals in Erinnerung rufen, dass wir eine Genossenschaft sind. Das bedeutet nicht, dass wir kein Geld verdienen dürfen. Wir müssen das sogar, damit wir Mittel zugunsten unserer Mitglieder und der produzierenden Landwirtschaft investieren können. Damit wir die Forschung vorantreiben, Innovationen entwickeln sowie Prozesse optimieren können und auch im internationalen Kontext à jour sind. Immer im Sinne unseres genossenschaftlichen Auftrags und einer zukunftsorientierten Schweizer Landwirtschaft.

Gibt es konkrete Beispiele für den Nutzen der fenaco-LANDI Gruppe für die Schweizer Landwirtinnen und Landwirte?
Bernadette Kündig: Gerade in unsicheren Zeiten zeigt sich, wie wichtig und nützlich ein starker Partner ist. Ein aktuelles Beispiel sind die Schwierigkeiten bei der Beschaffung von diversen Hilfsmitteln, insbesondere Dünger. Die fenaco konnte schliesslich genügend Ware beschaffen. Aber auch bei Themen wie der Digitalisierung oder der Energiewende können wir die nötige Vorarbeit leisten und Wege ebnen. 
Josef Sommer: Vieles leitet sich von unserem Zweckartikel ab. Es gibt aber auch indirekte Nutzen, die vielen nicht bekannt sind. Seit 2016 unterstützt die fenaco beispielsweise eine Professur der ETH Zürich für ­molekulare Pflanzenzüchtung. Diese gab es zuvor nicht, und dank ihr profitiert die Landwirtschaft von verbesserten, resistenten Sorten. 
Bernadette Kündig: Wir sind das Unternehmen der Schweizer Bäuerinnen und Bauern, ein demokratisches Gebilde, welches auch als solches funktioniert. Genossenschaft heisst: ein Mitglied, eine Stimme. Das war gut ersichtlich bei der Statutenrevision der 
fenaco. Die Bäuerinnen und Bauern haben sich ein­gemischt und die Meinungen wurden abgestimmt. 
Josef Sommer: Unsere Prozesse brauchen deshalb vielleicht manchmal länger als an anderen Orten, weil wir eben auch unsere «Basis» einbeziehen …
Bernadette Kündig: … weshalb Entscheide danach aber auch getragen werden!

Wo sehen Sie in diesem Zusammenspiel ­die grössten Potenziale? 
Bernadette Kündig: In unseren Statuten ist festgehalten, dass wir die Landwirtschaft mit Produktionsmitteln und Verbrauchsgütern versorgen. Diese Artikel müssen wir auch in Zukunft führen, sei es im LANDI Laden oder am Agrarstandort, auch wenn nicht alle als Verkaufsschlager gelten. 
Josef Sommer: Potenzial sehe ich auch in der kontinuierlichen Schärfung der Rollenteilung. Unter diesen Voraussetzungen können wir Doppelspurigkeit und Fehlinvestitionen vermeiden. Als fenaco-LANDI Gruppe müssen wir uns im Klaren sein, dass wir ein wesentlicher Botschafter der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft sind. Und wir dürfen nicht vergessen, woher wir kommen: von dem Geschäft mit den Bauern, auch wenn wir heute in anderen Geschäftsfeldern mehr Umsatz generieren. Wenn wir auch in Zukunft weiter an diese Herkunft denken und dieser DNA treu bleiben, dann bin ich überzeugt, dass wir erfolgreich bleiben.

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