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Story 4 Minuten

«Es ist schön, wenn man etwas aufbauen und weitergeben kann»

Neue Interview-Reihe: «entre nous»

Am 1. April 2023 ist Toni Zemp 70-jährig in den Ruhestand getreten. Der ehemalige Leiter der Geflügelbeschaffung bei Ernst Sutter hat fünf Jahre über sein Pensionierungsalter gearbeitet aus Passion zu seinem Job. Mit seiner Nachfolgerin Bettina Raschle spricht er über die Hürden und Chancen.

fenaco info: Toni, wie kam es, dass du fünf Jahre über dein Pensionsalter hinaus gearbeitet hast?

Toni: Ich bin spätberufener Familienvater und mein Junior geht noch in die Schule. Da konnte ich mich sowieso nicht einfach pensionieren lassen und in Brasilien Geflügelfarmen besuchen. Ich musste also noch ein bisschen zuhause sein. Gleichzeitig war ich in meinem Job bis zuletzt sehr stark vom Tagesgeschäft absorbiert, denn ich habe die Geflügelbeschaffung für die ganze fenaco gemacht. Eine Nachfolge zu suchen und einzuarbeiten, brauchte viel Zeit. Darum bin ich mit 65 Jahren langsam runtergefahren und habe ein paar «Jährli» übers Pensionsalter hinaus gearbeitet.

Du bist erst 27 Jahre alt, Bettina. Was reizte dich daran, Tonis Stelle zu übernehmen?

Bettina: Ich war schon vorher in der Beschaffung von Fleischwaren bei Ernst Sutter tätig und nicht ganz neu in diesem Gebiet. Erst habe ich nur die Stellvertreterrolle übernommen und Toni an den Tagen ersetzt, an denen er kürzertreten wollte. So bin ich langsam hineingewachsen. Dann habe ich das Angebot bekommen, die Geflügelbeschaffung ganz von ihm zu übernehmen. Nach längerem Überlegen habe ich die Herausforderung angenommen.
Toni: Du warst schon stark in der Beschaffung drin. Du hast einfach noch das Federvieh übernommen. Mit Hühnern wolltest du eigentlich nichts zu tun haben. Rind- und Lammfleisch haben dir gereicht. (beide lachen)

Nachfolge bei der Geflügelbeschaffung von Ernst Sutter AG

Wie habt ihr die Übergangsphase gestaltet?

Toni: Wir haben uns regelmässig ausgetauscht. Einmal die Woche kam Bettina nach Geuensee, oder wir haben telefoniert. Meine Herausforderung war, dass ich sie bei E-Mails immer ins CC nehmen sollte. Aber, wenn man so viele Jahre alles im Alleingang gemacht hat, dann vergisst man es eben einfach, ohne es zu wollen. Da hat sie mich manchmal eine Woche später angerufen und gesagt: «Toni, du hast es schon wieder vergessen. Du musst mich doch ins CC nehmen.»

Du musstest also Co-Working lernen …

Toni: Ja, es gab Momente, in denen Bettina erst nicht wusste, wovon ich redete, worauf ich begriff: Ach ja, du hast ja die E-Mail gar nicht bekommen! (lachen)

Bettina, wie hast du die Zusammenarbeit erlebt?

Bettina: Das Schöne war, dass Toni immer eine Antwort wusste. Egal worum es ging: Wenn ich seinen Rat brauchte oder eine Lösung suchte – er wusste wie reagieren, denn er hatte in seinem Berufsleben so viel Erfahrung gesammelt. Ich konnte an ein unglaubliches Wissen anzapfen. Das hat manchmal nur so gesprudelt. Ich musste mich anstrengen, um all das Gehörte erst einmal einzuordnen.
Toni: … und aufzuschreiben …
Bettina: Genau. Das Schwierige war, dass Toni wenig auf Papier, dafür alles im Kopf hatte. Ich musste also anfangen, mir Listen zu machen, zum Beispiel von Lieferanten. Alle wichtigen Dinge mussten festgehalten werden. Wir sind halt ganz andere Generationen: Er hat die Preislisten der Lieferanten ausgedruckt, und ich hatte sie digital dabei. Aber wir haben den «Rank» gefunden und uns gut ergänzt.

Bettina Raschle, neue Leiterin Beschaffung Geflügel
« «Das Schöne war, dass Toni immer eine Antwort wusste.» »

Die fenaco wird 30. Worauf freut ihr euch?

Bettina: Ich freue mich auf das Fest …
Toni: … und dass wir alle eingeladen sind … Ich war ja ein Mitarbeiter der ersten Stunde. Die fenaco hatte von Anfang an eine grosse Stärke: Es hiess stets, wir müssten «gescheit» umgehen miteinander. Sei es mit Mitarbeitenden, sei es mit Kolleginnen und Kollegen oder mit Kunden und Lieferanten. Dieser Leitsatz ist bei der fenaco ganz wichtig. Jede neue Führungskraft hat ihn vom ersten Tag an mitgenommen und umgesetzt. Und ich glaube, dieses «Gescheit miteinander umgehen» ist das, was die fenaco verkittet und stark gemacht hat. Ich wünsche der fenaco, dass sie es die nächsten 30 Jahre genauso gut macht wie in den vergangenen 30 Jahren.

Bettina, jetzt hast du die Stelle «Beschaffung Geflügel» alleine inne. Gibt es etwas, das du Toni zur Pensionierung wünschst?

Bettina: Ja, ich wünsche ihm viel Zeit mit seiner Familie und seinem Sohn. Und weiterhin viel Freude an seinen Hobbys: der Jagd, dem Wein, den Reisen in die Ferne. Toni ist zwar 70, aber trotzdem noch ein junger Mann. Ich wünsche ihm, dass er noch viele Jahre bei guter Gesundheit geniessen kann. 
Toni: Ich habe keinen Zweifel daran, dass du den Job super machst. Es gibt heute schon Sachen, die du besser machst als ich. Das zeigt, dass du so richtig reinkniest. Es ist schön, dass ich das, was ich über lange Jahre aufgebaut habe, nun jemandem weitergeben kann. Ich weiss, du wirst es weiterleben und -pflegen.

Toni Zemp, ehemaliger Leiter Beschaffung Geflügel
« Es gibt heute schon Sachen, die du besser machst als ich. »
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