Massnahmen zur Stärkung der Biodiversität sind jetzt erforderlich, damit das Leben auf Wiesenflächen wieder reichhaltiger und vielfältiger wird, darin waren sich die Teilnehmenden an der ersten Tagung der Wildblume einig.
Ab dem Jahr 2024 schreibt der Bund den Bauernbetrieben mit über drei Hektaren offener Ackerfläche in der Tal- und Hügelzone vor, Wildblumenstreifen zur Förderung der Biodiversität auf Ackerland anzulegen. Diese sollen 3,5 Prozent der gesamten Ackerfläche ausmachen. Mit diesem Entscheid der Agrarpolitik soll den vom Aussterben bedrohten Wildbienen und anderen Bestäubern mehr Lebensgrundlage, Vögeln ihre Nistplätze und damit die Nahrungskette für Mensch und Tier gesichert werden. Die konventionelle Landwirtschaft hate ein zwiespältiges Verhältnis zu Wildblumen, denn sie erschweren die Erntearbeit. Dennoch hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass ohne eine intakte Nahrungskette auch die Landwirtschaft in Schieflage gerät. Und der Bund unterstützt den Zusatzaufwand auf den Feldern. Mehr dazu ist auf der Website des Bundesamtes für Landwirtschaft zu lesen: Biodiversitätsbeiträge (admin.ch)
UFA-Samen führte in Anbetracht der Dringlichkeit des Themas Mitte September den ersten «Tag der wilden Blumen» in Wil (SG) durch und lud dazu ein, in den faszinierenden Lebensraum Wiese einzutauchen. Fachleute führten die Bedeutung der Biodiversität vor Augen und zeigten Handlungsmöglichkeiten auf. Denn Massnahmen sind jetzt erforderlich, damit das Leben auf Wiesenflächen wieder reichhaltiger und vielfältiger wird, darin waren sich die Anwesenden einig.
«Es geht uns darum aufzeigen, was jede Person tun kann, um die Biodiversität zu fördern», sagte etwa Michael Burri, Ressortleiter Wildblumen von UFA-Samen vor rund 160 teilnehmenden Landschaftsgärtnern, Saatgutproduzentinnen, Akteuren des öffentlichen Grüns und Behördenvertreterinnen. UFA-Samen ist ein Geschäftsbereich der fenaco und nimmt eine führende Stelle im Saatgutgeschäft ein. Sie ist aktiv bei den Vermehrungen von Wildblumen, Wildgräsern, Getreide, Klee, Gras und anderem.
Regionale Wildblumen-Samenmischungen
Burri stellte den renommierten elterlichen Betrieb Wildblumenburri vor, der seit Mitte der 1980er-Jahre sämtliches Wildblumen-Saatgut für UFA-Samen produziert. Das Pionierunternehmen vermehrt an 45 Standorten Saatgut von rund 540 einheimischen Wildpflanzen und –gräsern, woraus UFA-Samen eine Vielzahl an Saatmischungen herstellt. Künftig wolle UFA-Samen zusammen mit der Landi vermehrt auf regionale Mischungen aus einem Umfeld von idealerweise 15 Kilometern setzen. Dass diese besonders wertvoll sind, kristallisierte sich während der Tagung mehrfach heraus.
Markus Ritter, Präsident des Bauernverbands trat auf mit den Worten auf, «dass die Schweizer Landwirte, die über ein Drittel der nutzbaren Flächen der Schweiz bewirtschaften, schon viel für die Biodiversität tun».
Biodiverse Aha-Erlebnisse
Fotograf und Insektenspezialist Roland Günter (D) lud die Anwesenden ein, sich mit ihm sozusagen auf einen Quadratmeter Wiese zu setzen und das Treiben der Insekten an einer einzigen Wiesenmargerite zu verfolgen. Das Highlight war der Kuss von zwei männlichen Margeriten-Bohrfliegen. Tierfilmer und Biologe Jan Haft (D) führte in einem historischen Rückblick den Artenreichtum durch extensive Weidewirtschaft vor Augen, wie sie in der Schweiz nur noch in den Schweizer Alpen existiere. Er veranschaulichte, wie Rinder, Pferde oder Wasserbüffel mit ihrem Dung und ihren Störungen der Landschaft eine hohe Dichte an Biodiversität herbeiführen.
Mit Andreas Bosshard von Holosem kam ein Unternehmer zu Wort, der ebenfalls Wildblumen-Saatgut produziert. Der Agrarökologe argumentierte, dass Blumen und Brot keine Gegensätze seien. Er verortet ein grosses Aufwertungspotenzial und Einkommenssteigerungen bei produzierenden Betrieben, wobei Beratung eine Schlüsselrolle spiele. Biologin und Autorin Ulrike Aufderheide (D) propagierte die Idee, «Tiere zu pflanzen» und stellte anregende Tipps vor, um Rosenkäfer, Zitronenfalter oder Rotkehlchen dauerhaft in den Garten zu locken. Larissa von Buol von Pro Natura stellte Praxisbeispiele zur Artenförderung im Kanton Zürich vor.
Harte Fakten und wirksame Lösungsansätze
Im Verlaufe des Tages wurden die harten Fakten genannt: Dass es um die Biodiversität in der dicht besiedelten Schweiz nicht gutsteht. Dass lediglich drei Prozent der Schweizer Bevölkerung Biodiversität als wichtig anerkennt. Aber es gibt auch Hoffnung: Die richtigen Massnahmen können dazu führen, dass die Biodiversität wieder schnell zurückkehre und förmlich explodiere, wie Bosshard betonte.
UFA-Samen plant, 2025 eine weitere Tagung durchzuführen. Wir freuen uns darauf!