Die Bienenzüchterinnen und Bienenzüchter von Entremont schaffen in Val de Bagnes (VS) ein Imkerei-Kompetenzzentrum. Im Rahmen ihrer Partnerschaft mit der Schweizer Berghilfe hat die fenaco Genossenschaft durch ihr Programm fenaco Engagement das Projekt mitfinanziert.
Der massive Holzbau am Ufer der Dranse in der Gemeinde Val de Bagnes (VS) ist nicht zu übersehen: Das Imkerei-Kompetenzzentrum (Centre de compétences en apiculture, CCA) wurde im Frühling 2024 vom Bienenzüchterverein Entremont (Société d’apiculture, SAE) eingeweiht. «Die 130 Imkerinnen und Imker, die im SAE zusammengeschlossen sind und rund 1000 Bienenstöcke halten, wollten ursprünglich ein Honigschleuderzentrum errichten. Schliesslich wagten sie einen grösseren Wurf: ein Zentrum für Schulung, Forschung und Sensibilisierung der Öffentlichkeit und der Schulen im Bereich Imkern und Agrotourismus», erklärt Michel Rausis, Präsident des SAE. Die dafür investierten CHF 2,2 Mio. stammen hauptsächlich von der öffentlichen Hand (PRE Grand Entremont, Gemeinde Val de Bagnes, Gemeinde Grand Entremont), der Loterie romande sowie von Stiftungen und Privaten. Auch die fenaco hat das Projekt im Rahmen des Programms fenaco Engagement in Partnerschaft mit der Schweizer Berghilfe unterstützt.
Ein Zentrum für Imkerinnen und Imker
Das CCA unterstützt die Imkerinnen und Imker mit einer professionellen Honigschleuderanlage. Im Kompetenzzentrum werden aber auch Nuklei gezüchtet. Es handelt sich dabei um kleine Bienengruppen, die einen neuen Bienenstand bilden können. Sie kompensieren den natürlichen Völkerverlust.
Im CCA sollen die Imkerinnen und Imker von heute und morgen praxisbezogen in innovativen, umweltfreundlichen Technologien geschult werden. «Die vermittelten Praktiken orientieren sich an den aktuellen Herausforderungen und entwickeln sich somit laufend weiter», so Jean-Baptiste Moulin, Zentrumskoordinator. Das Schulungsangebot deckt jedes Niveau ab: vom Einführungskurs für Anfängerinnen und Anfänger bis zu spezialisierten Workshops für erfahrene Imkerinnen und Imker. Die Anlagen sind modern und umfassen unter anderem ein Schleuderlabor, Beobachtungsbienenstöcke sowie Räumlichkeiten für Austausch und Vorträge.
Dank seiner engen Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten sowie Institutionen wie der Forschungsanstalt Agroscope spielt das CCA beim Wissenstransfer zu innovativen Imkereipraktiken eine entscheidende Rolle. Im Vordergrund stehen Themen wie Bienengesundheit, Schädlingsbekämpfung und Anpassung an den Klimawandel. Damit leistet das Zentrum einen wertvollen Beitrag für die Zukunft der schweizerischen Bienenzucht.
Ökologische Nachhaltigkeit
Das Gebäude des neuen Kompetenzzentrums wurde komplett von lokalen Unternehmen gebaut. Der Gebäudesockel erinnert an einen Bienenstock oder die Gebäudeform an offene Bienenflügel. Die Bäume für das massive Holztragwerk stammen aus den Wäldern in der Umgebung. Alle Säge- und Konstruktionsarbeiten erfolgten im Tal, mit entsprechend kurzen Lieferwegen. Im Aussenbereich sind Bienenstöcke in unterschiedlichen Ökosystemen aufgestellt. Nachhaltigkeit ist insgesamt ein wesentlicher Bestandteil der Identität des Zentrums.
Die Aktivitäten des CCA tragen zum Umweltschutz und zur Artenvielfalt im Alpenraum bei. «Die Bienen sind Umweltindikatoren und für die Bestäubung sowie die landwirtschaftliche Produktion unerlässlich. Heute sind sie vielfach bedroht, etwa durch die Siedlungsentwicklung, die intensive Landwirtschaft, invasive Arten und den Klimawandel», erklärt Jean-Baptiste Moulin. «Das Zentrum soll für diese Themen sensibilisieren und den Praktikerinnen und Praktikern konkrete Lösungsansätze bieten.» Das CCA hat mehrere Nachhaltigkeitsprojekte lanciert, um die Haus- und Wildbienen zu schützen sowie das Verständnis für und das Wissen um den Alpenraum zu verbessern.
Ein wirtschaftlicher Mehrwert für die Region
Neben seiner ökologischen Rolle schafft das Imkerei-Kompetenzzentrum CCA auch wirtschaftliche Mehrwerte für die Region. Mit seinen Aktivitäten schafft es Arbeitsplätze und verankert die Imkerei dauerhaft im Tal. Dank seinen modernen Infrastrukturen erhält es eine traditionelle Aktivität aufrecht, unterstützt die regionale Produktion und wertet lokale Produkte auf. Das CCA hat auch zur Einführung des Labels Grand Entremont beigetragen. «Mit dieser Zertifizierung wird der lokale Honig in der Region stark aufgewertet», so Jean-Baptiste Moulin. Die Dauerausstellung, das Veranstaltungsprogramm und die Workshops ziehen Schulen und Bienenliebhaber aus der ganzen Schweiz an. So fördert das Zentrum ganzjährig den lokalen Tourismus und schafft Arbeitsplätze. Zudem stehen Bienenprodukte – Honig, Pollen und Bienenwachs – sowie Apitherapie im Angebot. Davon profitieren das lokale Leben und die Ausstrahlungskraft der ganzen Region sowie ihr Tourismus.
Dieses Vorzeigeprojekt wurde unter anderem dank dem Engagement der fenaco und ihrer Partnerschaft mit der Schweizer Berghilfe möglich. Es zeigt, wie eine gezielte Initiative verschiedene Mehrwerte generieren kann. Das Imkerei-Kompetenzzentrum CCA bringt Wirtschaft, Soziales und Umwelt in Einklang und etabliert sich so als ein Vorbild für Nachhaltigkeit. Es ist ein echter Gewinn für die Region und die Zukunft der Schweizer Imkerei!