Die fenaco Genossenschaft investiert rund CHF 3 Millionen in eine thermische Beizanlage der Firma ThermoSeed Global AB, um künftig Saatgut ohne chemische Beizung anzubieten. Als ökologische Variante zur chemischen Behandlung setzt sie ausschliesslich auf Dampf. Die erste thermische Beizanlage in der Schweiz wird den Einsatz von chemisch-synthetischen Beizmitteln deutlich reduzieren.
Saatgutbehandlungen schützen keimende Nutzpflanzen vor Krankheiten. In der Schweiz wird Saatgetreide vorwiegend gegen Schneeschimmel, Stink- und Zwergbrand sowie Flugbrand behandelt. Aktuell werden hierzulande jährlich 19 500 Tonnen Getreidesaatgut chemisch-synthetisch gebeizt. Rund 2 600 Tonnen bleiben für den Bio- und IP-Suisse-Markt ungebeizt oder werden mit Bio-Beizmitteln behandelt. Mit einem Zuwachs von jährlich 10 Prozent wächst der Biomarkt deutlich. Zudem zielt der Aktionsplan Pflanzenschutz des Bundes auf eine Reduktion der chemisch-synthetischen Wirkstoffmengen. Die Nachfrage nach Alternativen zur bisherigen Beizung von Getreide in der Schweiz ist dementsprechend gross.
Forschungskooperation mit Agroscope zeigt: Dampf hat die grösste Wirkung
Auf der Basis der Nachhaltigkeitsstrategie der fenaco und um die wachsende Nachfrage nach chemikalienfreier Saatgutbehandlung zu decken, lancierten die Agrargenossenschaft und Agroscope im Rahmen ihrer Forschungskooperation ein Projekt zu alternativen Saatgutbehandlungen. Das Forschungsprojekt beinhaltete Vergleiche von Anlagen zur physikalischen Saatgutbehandlung, Labor- und Feldversuche mit alternativ behandeltem Saatgut sowie eine Machbarkeitsstudie. Das Resultat dieser Forschungsarbeit zeigt klar, dass die Saatgutbehandlung mit Dampf die grösste Wirkung hat. «Die Vorteile der Dampfbehandlung stechen heraus: Sie hat eine kurze Behandlungszeit und ist kostengünstig sowie wirksam gegen Krankheiten, die sich aussen auf dem Korn befinden», sagt Karen Sullam, Leiterin des Projekts «Alternative Behandlungen von Getreidesaatgut» bei Agroscope.
Investition für mehr Nachhaltigkeit
fenaco investiert nach Abschluss des Forschungsprojekts mit Agroscope rund CHF 3 Millionen in eine Anlage der ThermoSeed Global AG. Dabei handelt es sich um eine thermische Saatgutdesinfektion mittels einer Dampfpasteurisierung. «Mit dieser Anlage sind wir Vorreiter bei der ökologischen Saatgutbehandlung durch Dampf in der Schweiz», sagt Jürg Jost, Leiter UFA-Samen, eine Geschäftseinheit der fenaco. «Das passt perfekt in unsere Nachhaltigkeitsstrategie und entspricht einem klaren Kundenbedürfnis.» Die Anlage verfügt über eine Kapazität von 15 Tonnen pro Stunde. Sie wird voraussichtlich im Juni 2021 am Standort Lyssach den Betrieb aufnehmen. Die fenaco will künftig das Saatgut aller Getreidearten über die thermische Beizanlage behandeln.
Mit der Ablösung der chemischen Beizung reduziert die fenaco den Einsatz von chemisch-synthetischen Beizmitteln deutlich. Diese Lösung zeigt, wie die Agrarwirtschaft in Zusammenarbeit mit führenden Forschungsinstituten ökologische Behandlungsmethoden vorantreibt und am Markt einführt. Die fenaco Genossenschaft trägt damit massgeblich zur Weiterentwicklung des ökologisch nachhaltigen Pflanzenschutzes in der Schweiz bei.
> Link zur Medienmitteilung von Agroscope: «Saatgutbehandlung mit Dampf wirkt effektiv gegen Getreidekrankheiten»