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Story 5 Minuten

Eine Leidenschaft für die Landwirtschaft

Die fenaco ist eine Genossenschaft im Besitz von über 44 000 Personen, die meisten davon sind Landwirte. Entdecken Sie in dieser Story Silvia, eine Landwirtin aus Dürrenroth, die es geschafft hat, sich ihren Traum zu erfüllen.

Silvia Linder führt seit fünf Jahren den elterlichen Milchviehbetrieb in Dürrenroth im Emmental. Auf ihrem Weg in die Landwirtschaft musste sie sich immer wieder beweisen – doch Silvia Linder liess sich ihren Lebenstraum niemals nehmen.

Milchkühe sind die grosse Leidenschaft von Silvia Linder, das merkt man schnell, wenn man ihren liebevollen Umgang mit den Tieren beobachtet. Die Landwirtin hat schon als Kind zusammen mit ihren beiden Schwestern viel auf dem elterlichen Betrieb mitgeholfen und damit begonnen, selber zu melken. Eine Tätigkeit, die sie über Jahre aus purer Freude so weiterführte. Selbst als sie noch zu hundert Prozent bei der LANDI angestellt war, ging sie täglich melken.

Landwirtschaft als Lebenstraum
Heute sind es die Eltern, die ihre Tochter bei der Arbeit auf dem Hof unterstützen. Vor fünf Jahren hat Silvia Linder deren Betrieb im bernischen Dürrenroth übernommen. Mama Linder ist eine besonders wichtige Stütze für die 39-Jährige, noch immer geht sie täglich «Zuhause» zum Zmittag. Ein feines Ritual, das ihr den Alltag erheblich erleichtert. Nebenbei arbeitet Silvia Linder nämlich weiterhin in einem Teilzeitpensum in der LANDI. Der Vater bevorzugt die Arbeiten mit Maschinen, worüber Linder nicht traurig ist. Auch wenn es Klischees erfüllt, gibt sie zu: «Ich kann mit den Maschinen umgehen, aber gebe diese Arbeiten auch gerne ab.» Zudem sei die körperliche Belastung nicht zu unterschätzen. Wertvolle Helfer sind auch ihre beiden Pferde, die sie auf eher ungewöhnliche Art nutzt. Sie erledigt nämlich gewisse Arbeiten auf dem Feld mit Hilfe von Pferdestärken. So zum Beispiel das Kalk streuen, da ihr Traktor zu schwach für einen schweren Streuer ist. Dies macht ihr Freude, da sie ihr Hobby mit der Arbeit verbinden kann und trotzdem nicht mehr Zeit als mit der Maschine aufwenden muss.

Silvia Linder, Landwirtin aus Dürrenroth (BE)
« Hätte ich es nicht probiert, so hätte ich das bestimmt mein Leben lang bereut. »

Aufgrund der eher kleinen Betriebsstruktur und den begrenzten Möglichkeiten zum Vergrössern hat sich Linder vor der Betriebsübernahme oft überlegt, ob es wirklich Sinn macht, den Betrieb der Eltern weiterzuführen. Doch in die Landwirtschaft einzusteigen war ihr Lebenstraum, deshalb wollte sie es versuchen. Auch ihr Partner, der nicht in der Landwirtschaft arbeitet, habe sie dazu ermutigt. Linder ist sich sicher: «Hätte ich es nicht probiert, so hätte ich das bestimmt mein Leben lang bereut.»

Ein Weg voller Hürden
Nicht immer war allerdings so klar, dass sich ihr Traum erfüllen liess. Auf ihrem Weg zur Landwirtin musste sie sich immer wieder beweisen, schon als Kind. Als Siebtklässlerin sagte sie zu Hause, dass sie die Landwirtschaftslehre machen möchte. Ihre Eltern fanden dies damals keine gute Idee. Es brauchte viel Durchsetzungsvermögen, bis sie in ihrem Wunsch unterstützt wurde. Ein anderes Ereignis, welches Linder nie mehr vergessen wird, war der Klauenkurs während der Betriebsleiterschule. Da sagte der Kursleiter zu ihr, sie solle doch das Kaffeewasser machen gehen. «Solche Situationen gibt es immer wieder und das kränkt einen schon.» Doch die Dürrenrotherin hat sich inzwischen, trotz anfänglichem Selbstzweifel, bewiesen und ist froh, die Hürden überwunden und den Schritt in die Betriebsführung gewagt zu haben. Sie hat sich fest vorgenommen, aus ihrem Betrieb so viel wie möglich rauszuholen und ihn kontinuierlich zu optimieren, sei dies betreffend der Futterflächen oder der Gesundheit ihrer Tiere. Seit der Übernahme hat sie denn auch schon einiges auf dem Hof verändert. Linder liess den Anbindestall umbauen und das Gülleloch decken; darauf wurde ein Stall für fünf Aufzuchtrinder errichtet. Zudem fand ein neuer Wagenschopf Platz auf dem Gelände.

Milchkühe sind ein Muss
Für Silvia Linder ist klar, dass sie den Betrieb nur weiterführen möchte, so lange sie Milchvieh halten kann. Mit ihren aktuell 19 Kühen ist die Futtergrundlage bereits grenzwertig, da sich nur ein Teil der Fläche in der Nähe des Stalles befindet und beweidet werden kann. Die Kühe werden gemäss Anforderungen der graslandbasierten Milch- und Fleischproduktion (GMF) gefüttert und im Sommer ausschliesslich über das Weidegras mit Grundfutter versorgt. Zugekauft werden keine – Lindner zieht pro Jahr zwei bis drei Kälber nach. Dazu wird ein Teil der Kühe gesext besamt, die anderen werden mit Mastrassen gedeckt. Im Durchschnitt erreichen die Kühe ein Erstkalbealter von 24 bis 26 Monaten, was der Landwirtin sehr wichtig ist, sodass die Rinder nicht verfetten und langlebig sind. Ihr Ziel sind 100000er-Kühe, wozu sie bei der Zucht auf ein solides Fundament und eine gute Fruchtbarkeit achtet. Für die Milch hat die Dürrenrotherin zwei verschiedene Abnahmeverträge. Im Winter wird den Kühen Silo gefüttert. Die Milch wird zur nahen Sammelstelle «Horn» gebracht und geht danach an Cremo. Im Sommer wird silofrei gefüttert und die Milch in der Dorfkäserei Dürrenroth verarbeitet. Der Betrieb besteht aus zwei Ursprungsbetrieben, nämlich aus dem ihres Vaters (wo Wohnhaus und Vieh sind) sowie dem Betrieb ihrer Grosseltern mütterlicherseits. Beide hatten Kontingente für die entsprechenden Käsereien. Als die Käsereigenossenschaft Horn das Käsen einstellte, behielten Silvias Eltern weiterhin an beiden Orten die Lieferrechte.

Bei aller Liebe: Die enge Beziehung zu ihren Kühen kann für Silvia Linder teilweise auch zum Verhängnis werden. Denn es ist für sie immer sehr schwierig, wenn sie von einem Tier Abschied nehmen muss, beispielsweise wenn es geschlachtet wird. «Ich glaube, das unterscheidet mich von manch anderen Landwirtinnen und Landwirten, da ich im Umgang mit den Tieren oft sehr emotional bin», so Linder.

«Bei Fragen kann immer jemand weiterhelfen»
Schon seit zehn Jahren arbeitet Silvia Linder in der örtlichen LANDI, am Agrarstandort in Dürrenroth. Zunächst in einem Vollzeitpensum, seit der Betriebsübernahme noch knapp zwei Tage die Woche. «Mir ist die Abwechslung wichtig», erklärt die Landwirtin. «Ausserdem kann ich mich so mit anderen Landwirtinnen und Landwirten austauschen, das ist sehr inspirierend.» Ein weiteres Argument für die «Doppelbelastung» sei die Nähe zu den Mitarbeitenden, Beraterinnen und Beratern. Bei Fragen zu ihrem Betrieb könne ihr immer jemand weiterhelfen, sei das intern jemand von der LANDI oder ein Futtermittel- oder Pflanzenbauberater. «Auch, dass ich in der LANDI fast alles beziehen kann und im Gegenzug meine Produkte, vom Getreide bis zum Obst, unkompliziert in der LANDI abgeben kann, vereinfacht mir Vieles», so Linder. Der 39-Jährigen ist klar, dass diese Arbeitsweise momentan so gut funktioniert, weil sie auf die Mitarbeit ihrer Familie zählen darf. Sie freut sich: «Die Unterstützung, die mir früher gefehlt hat, erhalte ich nun doppelt und dreifach!»

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