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Familientradition weiterführen oder Neustart mit Pacht

Xaver Bühler hat den Betrieb mit Milchkühen und Sauen von seinen Eltern übernommen. Schon bald wird er ihn an die nächste Generation weitergeben. Landwirt Josef Odermatt hingegen ist Pächter eines Milchkuhbetriebs. Die beiden Landwirte geben Einblick in ihre Erfahrungen.

Xaver Bühler hat den Betrieb mit Milchkühen und Sauen von seinen Eltern übernommen. Schon bald wird er ihn an die nächste Generation weitergeben. Landwirt Josef Odermatt hingegen ist Pächter eines Milchkuhbetriebs. Die beiden Landwirte geben Einblick in ihre Erfahrungen.

Aus welchen Gründen haben Sie sich für die Fortsetzung des Familienbetriebs oder eben für eine Pacht entschieden?
Xaver Bühler: Ich habe Freude am Bauern und an der Landwirtschaft. Schon als Sechstklässler molk ich auf dem Hof meiner Eltern, der einst meinem Grossvater und zuvor dessen Schwiegervater gehört hatte, alle 32 Kühe. Am Anfang noch mit Standeimer, später mit der Rohrmelkanlage – heute haben wir einen Laufstall mit Melkstand. Ich bin in den Betrieb mit Milchkühen, Aufzucht, Mutter- und Mastsauen sowie etwas Ackerbau in Gunzwil (LU) hineingewachsen. Es war daher klar, dass ich ihn zusammen mit meiner Frau weiterführe.

Josef Odermatt: Auch meine Frau und ich wollten schon immer einen landwirtschaftlichen Betrieb führen. Unsere Familien hatten jedoch keine Betriebe, die wir hätten übernehmen können. Meine Eltern führten zwar viele Jahre lang einen Milchwirtschaftsbetrieb als Pächter, und ich durfte dort teilweise aufwachsen. Doch die Pacht ging zu Ende, da der Pächter seinen Hof wieder selbst  übernehmen wollte. Für junge Menschen ist es finanziell schwierig, einen Betrieb zu kaufen. Also entschieden wir uns für die Pacht.

Josef Odermatt, Landwirt
« Die grösste Herausforderung ist es, überhaupt einen Pachtbetrieb zu ergattern. »

War es schwierig, einen Pachtbetrieb zu erhalten?
Josef Odermatt: Ja. Es gibt zahlreiche Landwirtinnen und Landwirte, die sich für eine Pacht interessieren. Wir bewarben uns auf über 20 Betrieben und hatten schliesslich grosses Glück, dass die Burgergemeinde Langenthal (BE) uns für ihren Betrieb auswählte. Sie hat die über 60 Bewerber anhand eines Ratings bewertet. Kriterien waren unter anderem Alter, Ausbildung oder die Bewirtschaftungsform. Wir gehörten zu den fünf Bewerbern, die die meisten Punkte erfüllten und daher zur Hofbesichtigung eingeladen wurden. Wir sind enorm dankbar, dass wir die Pacht übernehmen durften.

Xaver Bühler, mit welchen Herausforderungen wurden Sie bei der Übernahme des Familienbetriebs konfrontiert?
Xaver Bühler: Der Betrieb ist seit jeher Teil meines Lebens. Als meine Frau und ich 1997 den Betrieb übernahmen, empfand ich diesen Schritt nicht als Herausforderung, sondern als eine natürliche Fortsetzung meiner Arbeit.

Wie viel Raum für eigene Ideen ist vorhanden?
Xaver Bühler: Es muss auf beiden Seiten stimmen. Einerseits für die Eltern, die das Lebenswerk an die nächste Generation übergeben, andererseits für die Nachkommen. Alle haben dieselben Ziele: Die Weiterführung des Familienbetriebs und dessen Wirtschaftlichkeit. Notwendige Anpassungen zur Arbeitserleichterung oder Veränderungen aufgrund neuer gesetzlicher Bestimmungen diskutieren wir in der Familie. Da wir uns gegenseitig respektieren und die jeweils andere Meinung zulassen, haben wir stets eine für alle stimmige Lösung gefunden. Kommunikation ist das allerwichtigste. Hilfreich sind auch klar definierte Aufgabenbereiche. Bis vor wenigen Jahren haben meine heute 84-jährige Mutter und mein 90-jähriger Vater uns in vielen Bereichen unterstützt. Beide leben auf dem Hof und kümmern sich noch heute um die 25 Hühner. Meine Frau, die vier Töchter und ich freuen uns, dass unser 33-jähriger Sohn den Betrieb im kommenden Jahr übernimmt. Auch wir werden bis zur Pensionierung im Jahr 2029 Aufgabenbereiche für alle definieren und Anstehendes bereden.

Josef Odermatt: Auch der Pachtvertrag regelt einiges, ohne zu stark einzuschränken: die Rechte und Pflichten beider Parteien sowie die Höhe der Zinszahlungen und die Unterhaltsleistungen. Bewirtschaftungsvorgaben sind jedoch nicht enthalten. Mit Milchwirtschaft und Ackerbau passt der Betrieb der Burgergemeinde Langenthal perfekt zu uns. So können wir täglich unsere Interessen und Kenntnisse einbringen. Selbstverständlich sprechen wir uns stets mit der Eigentümerin über Veränderungen ab. Es gilt ferner, einige Punkte zu beachten: In der Regel dauert in der ganzen Schweiz die erste Pachtvertragsdauer neun Jahre, die Verlängerung jeweils sechs Jahre. Zudem ist es schwierig, Darlehen für den Inventarkauf bei Banken oder gar bei Landwirtschaftlichen Kreditkassen zu erhalten. Den Pächtern ist es nicht möglich, den Hof als Grundpfand zu hinterlegen. Sie sind ja nicht Eigentümer des Betriebs.

Xaver Bühler, Landwirt
« Das Wichtigste ist, dass man miteinander redet. »

Zusammenfassend: Welche Vor- und Nachteile sehen Sie in der jeweiligen Betriebsform?
Xaver Bühler: Es ist schön, eine Tradition weiterführen zu dürfen. Damit verbunden ist die Verantwortung, diese Tradition auch für Nachkommen bestehen zu lassen. Es ist jedoch nicht selbstverständlich, dass die eigenen Kinder einen Familienbetrieb übernehmen. Ich wäre wahrscheinlich mit anderen Gedanken bei der Arbeit, wenn wir unseren Betrieb verkaufen müssten.

Josef Odermatt: Eine Pacht ermöglicht den Landwirtinnen und Landwirten, die keinen Betrieb der Familie übernehmen können und nicht die nötigen finanziellen Mittel für einen Kauf haben, eigenständig einen Betrieb zu bewirtschaften und weiterzuentwickeln. Der Vertrag kann jedoch enden, und die Pächter müssen sich neu orientieren.

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