Stéphanie Wyssmann und Pius Niederberger sind Eltern geworden und haben gleichzeitig mehr Verantwortung im Job übernommen: Sie als Ressortleiterin Projekte und Business Anforderungen bei unserer Tochtergesellschaft Bison Schweiz, er als Ressortleiter Unternehmensarchitektur bei der fenaco Informatik. Ein Einblick in die neuen Herausforderungen.
Während ihrer Schwangerschaft hat sich Stéphanie Wyssmann gemeinsam mit ihrem Mann Gedanken über die künftige Aufteilung der Kinderbetreuung gemacht. Sie kommt zum Schluss: Sie möchte unbedingt bei der Software-Entwicklerin Bison weiterarbeiten, wo sie seit 2018 als Projektleiterin und Business Consultant tätig ist, jedoch nicht in Vollzeit. Ihr Mann entscheidet sich ebenfalls für eine Reduktion seines Arbeitspensums. Stéphanie Wyssmanns Wunsch, ihre Arbeitszeit zu reduzieren, löste bei Bison keine Diskussion aus. Im Gegenteil: «Noch während meines Mutterschaftsurlaubs hat mein Vorgesetzter mir angeboten, die Stelle als Ressortleiterin Projekte und Business Anforderungen zu übernehmen. Obwohl bereits feststand, dass ich in Zukunft in Teilzeit arbeiten werde. Ich habe von meinem Vorgesetzten und auch vom HR von Anfang an nur echte Freude und Unterstützung erfahren», berichtet Stéphanie Wyssmann.
Pius Niederberger hat Ähnliches erfahren: Kollegen reagierten äusserst positiv auf seine Entscheidung, Führung in Teilzeit zu übernehmen. Seit fünf Jahren arbeitet er bei der fenaco Informatik als Unternehmensarchitekt. Kurz nach der Geburt seiner Tochter wird auch an ihn die Option der Ressortleitung herangetragen. «Ich habe von Anfang an kommuniziert, dass dies nur in einem Teilzeitpensum für mich in Frage kommt. Umso mehr schätze ich es, dass mir meine Arbeitgeberin Vertrauen für diese Rolle geschenkt hat.» Auch Pius Niederbergers Partnerin reduzierte ihr Pensum. So können sich beide gleichermassen um ihre Tochter kümmern.
Dreifache Herausforderung
Über die Herausforderungen, welche die Führung in Teilzeit mit sich bringt, sind sich Stéphanie Wyssmann und Pius Niederberger in vielen Punkten einig: Vor allem das Zeitmanagement und die Organisation nehmen plötzlich einen ganz anderen Stellenwert ein. «Früher spielte es keine Rolle, wenn die Kaffeepause mit Gspänli auch mal eine halbe Stunde anstelle von fünfzehn Minuten dauerte. Heute funktioniert das nicht mehr. Es ist alles durchgetaktet», erläutert Pius Niederberger. Dies bestätigt Stéphanie Wyssmann: «Das Zeitmanagement rückt stark in den Vordergrund. Gleichzeitig braucht es mehr Flexibilität in der Zusammenarbeit – einerseits von mir, andererseits vom Umfeld.» Ausserdem erfordere die Führung in Teilzeit Verständnis und Unterstützung von anderen und eine grosse Portion Selbstdisziplin, betonen beide. Pius Niederberger fasst das Thema Herausforderungen mit einem Schmunzeln zusammen: «Es sind eben drei Dinge auf einmal neu dazugekommen: Ein Kind, die Führungsverantwortung und die Arbeit in Teilzeit. Allem gerecht zu werden, ist definitiv eine Herausforderung.»
Gute Balance im Job und im Privatleben
Zu ihren neuen Rollen erhalten Stéphanie Wyssmann und Pius Niederberger fast ausschliesslich positive Rückmeldungen aus ihrem Umfeld. Es gibt aber auch Meinungen, die sie überraschen. Pius Niederberger: «Ich werde immer wieder mit der Aussage <Aha, in der IT kann man so etwas also> konfrontiert.» Stéphanie Wyssmann erzählt, wie insbesondere Frauen häufig erstaunt seien, dass sie als junge Mutter Führungsverantwortung übernehmen könne. Für Pius Niederberger zeigen solche Worte auf, dass gesellschaftlich eben auch heute noch eine unterschiedliche Rollenwahrnehmung existiert: «Es ist interessant zu sehen, dass bei Stéphanie die Reaktionen eher in Richtung <du arbeitest ein so grosses Pensum> gehen, während ich Dinge wie <du reduzierst so stark deine berufliche Tätigkeit?> höre.» Ein «gleichberechtigtes Modell», wie es sowohl Stéphanie Wyssmann als auch Pius Niederberger vorleben, wird zuweilen noch immer skeptisch beäugt. Dabei bietet es den beiden genau die Balance aus Privatleben und einem erfüllenden Job, die sie sich wünschen. «Ausserdem hilft mir die Gleichberechtigung gegen den Stress durch den gestörten Tag-Nacht-Rhythmus, den wohl die meisten Eltern kennen. Mein Mann und ich wechseln uns ab, nachts nach unserem Sohn zu schauen. Dies erlaubt es mir, immer mal wieder durchzuschlafen», führt Stéphanie Wyssmann aus.
Weiterentwicklung in Teilzeit ermöglichen
Für Stéphanie Wyssmann sollte es beim Thema Teilzeit nicht nur um Positionen mit Führungsverantwortung gehen, sondern generell um Weiterentwicklung und Förderung – egal ob Führungs- oder Fachkarriere. «Teilzeit bedeutet eben nicht, dass die Karriere stoppt. Wir sollten uns auch bewusster Gedanken darüber machen, ob wir nicht mehr Positionen in Teilzeit ausschreiben. Nicht nur 80 Prozent, sondern auch mal 60 Prozent.» Die beiden fenaco Mitarbeitenden erachten es als wichtig, den Anspruch an die ständige physische Präsenz zu verringern. Beispielsweise auch mal Nein zu Meetings zu sagen. «Auf der anderen Seite sollten Personen, die in Teilzeit eine neue Herausforderung anpacken, auch bereit sein, die Extrameile zu gehen», ist der Ressortleiter Unternehmensarchitektur überzeugt. Beide empfinden ausserdem eine möglichst langfristige Planung als hilfreich: «Meistens ist ein solcher Schritt hin zu neuen Herausforderungen für alle Beteiligten eine Veränderung. Alle müssen sich erst einmal daran gewöhnen. Es hilft deshalb, wenn man seine Pläne früh genug anspricht und sich um Lösungen bemüht.» Dazu gehöre auch, im Voraus die Arbeitsbelastung mit dem tatsächlichen Pensum abzugleichen. «Vielleicht bedeutet das eben, manche Aufgaben bewusst aus dem Stellenprofil zu streichen», erläutert die Ressortleiterin Projekte und Business Anforderungen. «Es nützt niemandem etwas, wenn ein 100-Prozent-Pensum in ein 60-Prozent-Pensum gezwängt wird.»
Stéphanie Wyssmann und Pius Niederberger haben grossen Spass an ihren neuen Rollen und sind vor allem sehr dankbar für die grosse Unterstützung, die sie von ihren Teams und ihren Vorgesetzten erhalten. Die offene und positive Art der beiden steckt an und lässt keinen Zweifel aufkommen: Führung in Teilzeit kann trotz einiger Herausforderungen gut funktionieren.
Der Weg in die IT-Welt
Stéphanie Wyssmann ist 2018 zur Software-Entwicklerin Bison als Projektleiterin und Business Consultant gekommen. Vor dieser Tätigkeit absolvierte sie den Master in BWL an der Universität Zürich und arbeitete im Projekt- und Prozessmanagement. Dies öffnet ihr schliesslich den Weg in die IT-Branche. Zusätzlich absolviert sie den eidgenössischen Fachausweis in betrieblichem Mentoring, da sie die Arbeit mit Menschen besonders schätzt.
Pius Niederberger ist seit rund zwanzig Jahren bei der fenaco Genossenschaft tätig. Die ersten 15 Jahre arbeitete er bei Bison, wo er seine kaufmännische Lehre absolvierte und anschliessend die Ausbildung zum Wirtschaftsinformatiker machte. 2017 kam er zur fenaco Informatik als Unternehmensarchitekt.