Michel Nick ist seit etwas über zwei Jahren Leiter Food Innovation für die Lebensmittelindustrie der fenaco. Er hat mit seinem Team bereits über hundert Startups und Projekte analysiert und stellt nun in Zollikofen (BE) einen Produktionshub für Lebensmittel-Startups auf die Beine.
Innovation ist ein strategischer Pfeiler der fenaco. Wieso eigentlich?
Michel Nick: Um wettbewerbsfähig zu bleiben und uns von der Konkurrenz abzuheben, ist kontinuierliche Innovation entscheidend. Jedes Tochterunterunternehmen ist dafür verantwortlich, innovative Lösungen zu entwickeln. Das ist beispielsweise Ernst Sutter mit der veganen Produktlinie YUP gelungen. Neben Produk-tinnovationen spielen aber auch Verbesserungen von Prozessen und Verpackungen eine wichtige Rolle.
Wieso braucht es eine übergeordnete Innovationsstelle bei der fenaco?
Die Kolleginnen und Kollegen in den SGE sind nah am Markt. Da geht es zum Beispiel darum, einen Eistee mit einer neuen Geschmacksrichtung zu kreieren. Das ist inkrementelle Innovation. Wir bei f-INAL (das steht für «fenaco innovation alimentaire») beschäftigen uns auch mit disruptiven Innovationen, etwa der zellulären Landwirtschaft. Diese sind tiefgreifender und können auch ganze Produktkategorien oder Industrien durchei-nanderwirbeln. Je nachdem ergeben sich Möglichkeiten für unsere Tochterunterunternehmen oder LANDI. Wir speisen neue Ideen von Startups bei den Tochterunterunternehmen ein und fördern den übergreifenden Austausch zwischen den SGE, etwa mit dem foodLAB der fenaco Lebensmittelindustrie.
Zu den Innovationen gehört auch das Scheitern. Wie gehst du mit Misserfolgen um?
Das gehört schlicht und einfach dazu. Ich finde das Wort «Scheitern» aber zu stark, schliesslich steckt in je-dem sogenannten Misserfolg das Potenzial für neue Ideen und Möglichkeiten. Für mich gilt das Motto: hinfallen, aufstehen, weitermachen.
Bist du denn eigentlich persönlich innovativ?
Innovation bedeutet für mich, nicht nur das Bestehende zu hinterfragen und neue Kombinationen zu kreieren, sondern stets mit wachem Blick durch die Welt zu gehen und nach neuen Ideen und Lösungen zu suchen. Besonders begeistert mich die Welt der Lebensmittel, in der ich seit über 35 Jahren arbeite. Meine kreative Ader lebe ich besonders in der Küche aus, wo ich mit Leidenschaft neue Rezepte ausprobiere und originelle Gerichte kreiere.
In Zollikofen wird gebaut. Erzähl uns vom geplanten Innovationshub.
Zur Idee kam es bei einem Treffen mit Kevin Schmid, dem Gründer und CEO von Outlawz Food. Kevin suchte einen neuen Standort für sein junges Unternehmen. Nun bauen wir in Zollikofen einen flexiblen Pro-duktionshub für Lebensmittel-Startups. Das freut mich riesig! Mit Outlawz und Bakery Bakery werden Ende Jahr die ersten Startups einziehen. Mit weiteren sind wir im Gespräch.
Was verspricht sich die fenaco davon?
Es geht darum, Startups mit frischen Ideen und neuen Technologien so zu unterstützen, dass sie ihre Ziele möglichst rasch erreichen und ihr Geschäftsmodell erfolgreich skalieren können. Weiter wollen wir den Aus-tausch zwischen den Startups und etablierten Marktplayern wie frigemo oder Gourmador fördern und neue Absatzkanäle für Schweizer Rohstoffe schaffen. Die Startups sollen dabei selbständig bleiben, aber es gibt natürlich eine enge Zusammenarbeit, von der beide Seiten profitieren.
Was können wir in der Zusammenarbeit mit Startups lernen?
Startups handeln oft schnell und direkt, ohne lange zu zögern. Mich beeindruckt auch, wie konsequent die Mitarbeitenden die Werte leben und wie stark sie sich mit dem Startup identifizieren. Im Gegenzug bieten wir unseren jungen Partnern Sicherheit, Stabilität und umfassende Erfahrung.
Nächstes Jahr übernimmst du die Leitung von Inoverde. Geht es innovativ weiter?
Langweilig wird es mir bestimmt nicht! Für Kontinuität bei f-INAL und innerhalb der Division Lebensmittelindustrie ist dank der Ernennung von Claude Winter zu meinem Nachfolger gesorgt. Und ich freue mich auf die neuen Herausforderungen bei Inoverde, wo ich an frühere berufliche Stationen anknüpfen kann.
Das ist Sproudz
Sproudz ist der flexible Produktionshub für Lebensmittel-Startups von der fenaco. Hier in Zollikofen (BE) können Startups aus der Lebensmittelbranche Flächen und Anlagen für die Herstellung ihrer innovativen pflanzenbasierten Produkte mieten. Mit Bakery Bakery AG und Outlawz Food AG sind bereits zwei Unter-nehmen an Bord. Sie wurden vom findigen Jungunternehmer Kevin Schmid gegründet. Outlawz Food kon-zentriert sich auf Fleischalternativen. Bakery Bakery stellt veganes Gebäck her. Beide Startups setzen sich für einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen in der Lebensmittelindustrie ein und sagen von sich: «Wir sind hier, um etwas zu bewirken.»
Mehr Infos gibt es auf den Websites
www.outlawz-food.ch und
www.bakerybakery.ch.