Mit dem Ziel, Landwirtschaftsbetriebe bei der wirtschaftlichen Entwicklung zu unterstützen, analysierte die fenaco anhand einer Testanlage während der letzten drei Jahre die Rentabilität der landwirtschaftlichen Fischproduktion. Das Ergebnis: Eine Investition in eine Indoor-Fischmastanlage ist unter den gegenwärtigen Voraussetzungen nur bedingt zu empfehlen. Es bleibt ein Nischenmarkt.
Die fenaco Genossenschaft hat den Auftrag, Schweizer Bäuerinnen und Bauern bei der wirtschaftlichen Entwicklung ihrer Betriebe zu unterstützen. Vor einigen Jahren herrschte im Fischbereich Goldgräberstimmung: Landwirtinnen und Landwirten wurden hohe Gewinne in Aussicht gestellt, wenn sie leerstehende Gebäude auf ihren Betrieben zu Indoor-Fischanlagen umbauen. Um interessierte Landwirtinnen und Landwirte bei entsprechenden Investitionsentscheiden fachkundig beraten zu können, realisierte die fenaco 2017 in Büron (LU) eine Testanlage und analysierte seither auf Basis einer Vollkostenrechnung die Wirtschaftlichkeit der landwirtschaftlichen Indoor-Fischproduktion.
Oft überschätztes Marktpotenzial für Schweizer Fisch
Der jährliche Fischkonsum in der Schweiz liegt zwischen 7.5 und 8 Kilogramm pro Person. Der Gesamtverbrauch stagniert. Gemäss Bundesamt für Statistik stammen lediglich rund 2 Prozent aus einheimischer Produktion. Bei den meistverzehrten Fischprodukten handelt es sich entweder um Meeresfische (z. B. Thunfisch, Doraden, Seelachs) oder um solche, die einem hohen Preisdruck ausgesetzt sind (z. B. Lachs, Fischkonserven, Fischstäbchen) – alles Produkte, die im Inland nicht oder nicht gewinnbringend produziert werden können. In Schweizer Kreislaufanlagen werden darum in erster Linie Edelfische gemästet – mehrheitlich Egli und Zander. Ihrer hohen Qualität wegen werden sie von Privathaushalten wie auch von der Spitzengastronomie geschätzt. Kostendeckende Konsumentenpreise zu lösen, ist dennoch eine Herausforderung. Die Fische aus Schweizer Indoor-Produktion stellen ein Nischenprodukt dar. Der Absatzmarkt ist begrenzt.
Höhere Kosten, grösserer Aufwand und mehr Know-how
Zur Indoor-Fischmast werden Kreislaufanlagen benötigt. Die Aufzucht erfolgt in Becken. Das Haltungswasser wird in einer integrierten Wasseraufbereitung gereinigt und in die Haltungsbecken zurückgeleitet. Diese Technologie ist investitionsintensiv. Für eine Kreislaufanlage mit einer Jahresproduktion von zehn Tonnen Fisch muss mit mehreren Hunderttausend Franken Investitionskosten gerechnet werden. Gleichzeitig müssen bestehende Räumlichkeiten in der Regel umgebaut und ein geeignetes Heizungs- und Lüftungssystem eingebaut werden. Der Betrieb einer Indoor-Fischmastanlage setzt viel Know-how voraus. Es muss einerseits durch einen mehrtägigen Kurs (fbA Aquakultur) und ein dreimonatiges Praktikum, andererseits durch «learning by doing» mit entsprechender Unterstützung erworben werden. Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass der effektive Arbeitsaufwand bis zu 50 Prozent höher sein kann als angenommen. Damit wird der «Nebenerwerb» zu einem Betriebszweig, der bezüglich Zeitaufwand nicht unterschätzt werden darf.
Wirtschaftlichkeit erst ab 30 Tonnen gegeben
Die Analysen der fenaco deuten derzeit darauf hin, dass die landwirtschaftliche Fischproduktion in Kreislaufanlagen bei einer Vollkostenrechnung erst ab einer Produktionsmenge von zirka 30 Tonnen pro Jahr und der damit verbundenen Nutzung von Skaleneffekten wirtschaftlich interessant wird. Landwirtschaftliche Indoor-Fischproduktionen in dieser Grössenordnung sind momentan jedoch nicht zugelassen. Gleichzeitig ist der Markt für inländischen Zander und Egli im Hochpreissegment durch bestehende landwirtschaftliche und industrielle Fischzuchten sowie durch geplante Grossanlagen gesättigt.
Erfolgreich in der Nische
Für Landwirtinnen und Landwirte, die bereits in die Fischproduktion investiert haben und mit ihren Produkten, zum Beispiel via Direktvermarktung oder Hofgastronomie, eine Nische bedienen, kann die Mast von Edelfischen wirtschaftlich dennoch interessant sein. Ausserhalb dieser Nischen wird sich die landwirtschaftliche Fischproduktion in Kreislaufanlagen aufgrund der aktuellen Rahmenbedingungen jedoch kaum etablieren können. Einen bestehenden Betriebszweig zugunsten einer neuen Indoor-Fischproduktion aufzugeben, ist zum aktuellen Zeitpunkt daher nur in Einzelfällen ratsam. Das kann sich ändern, wenn die gesetzlichen Vorgaben angepasst werden oder die Marktnachfrage steigt. Landwirtinnen und Landwirte, die einen Aufbau dieses Betriebszweigs in Betracht ziehen, unterstützt die fenaco Genossenschaft gerne mit den gewonnenen Erkenntnissen aus dem Testbetrieb.