Für eine grosse Photovoltaikanlage mit beidseitig lichtempfindlichen Modulen hat AGROLA die technische Auslegung, Planung und Installation übernommen. UFA-Samen entwickelte ein spezielles Saatgut für die Begrünung der Modul-Zwischenreihen. Damit entsteht inmitten der Anlage auf der Halbüberdachung der Autobahn A2 bei Zofingen ein neuer Lebensraum für Tiere und Pflanzen.
Die Photovoltaikanlage auf der Halbüberdachung der Autobahn A2 bei Zofingen-Strengelbach (AG) erstreckt sich über eine Gesamtfläche von rund 3 200 Quadratmetern. Insgesamt wurden über 2 000 Solarmodule verbaut, welche jährlich rund 700 000 Kilowattstunden erneuerbaren Strom produzieren. Dies entspricht dem Bedarf von 150 Vierpersonen-Haushalten.
Maximaler Ertrag auf minimaler Fläche
Ein Blick aus der Vogelperspektive auf den nördlichen Abschnitt der Überbauung offenbart die Besonderheit der Anlage. Die 685 Solarmodule in diesem Teil sind nicht wie üblich horizontal auf der Bodenfläche montiert, sondern vertikal und in Reihen aufgeständert. Aus guten Grund: Diese Art von Modulen ist beidseitig lichtempfindlich. In der Fachsprache nennt man dies Bifazialität. «Bifaziale Module absorbieren sowohl das auf die Vorderseite treffende Sonnenlicht, als auch die von Untergrund und der Umgebung auf die Rückseite reflektierte Strahlung. Damit lässt sich der Energieertrag deutlich steigern», erklärt Ronny Müller, Senior Projektleiter Solar bei AGROLA.
Damit die Anlage über eine Laufzeit von mindestens 25 Jahren störungsfrei arbeiten kann, wurde die gesamte Verkabelung inklusive der Anschlussdosen der bifazialen Module mit einem UV-Schutz versehen. «Unser selbst entwickelter UV-Schutz beeinträchtigt die Funktionsfähigkeit der Module nicht», betont der Projektleiter. Im südlichen Abschnitt wurden die Module für eine optimale Nutzung der Sonneneinstrahlung in Ost-West-Richtung auf dem Boden und an der Betonwand entlang der Halbüberdachung montiert. Während die bifazialen Module vor allem vormittags und nachmittags Strom produzieren, erreichen die konventionellen Module mittags ihre maximale Leistungsfähigkeit. So bleibt der Gesamtertrag über den ganzen Tag hinweg relativ konstant.
Im Fall von Zofingen wird der Strom der Photovoltaikanlage von der Bauherrin selbst an ihre Kundschaft verkauft. Aber auch für AGROLA, die ebenfalls im Stromgeschäft tätig ist und Grosskundinnen und -Kunden mit einem jährlichen Strombedarf von über 100 Megawattstunden mit Energie versorgt, sind Anlagen mit gleichmässigen Ertrag ein Vorbild für die Zukunft: «Die Stromproduktion wird planbarer und erstreckt sich über das ganze Sommerhalbjahr», so Saverino Scelzo, Leiter Energiewirtschaft bei AGROLA. Und Felix Bitterli, Account Manager Stromvertrieb bei AGROLA, ergänzt: «Mit solchen Ertragsprofilen können wir unsere Kundinnen und Kunden noch passgenauer mit Strom versorgen.»
Modell der Zukunft: Photovoltaik und Photosynthese
Die Fläche zwischen den bifazialen Modulreihen in Zofingen wird begrünt und dient somit als ökologische Ausgleichsfläche. Die Ansaat erfolgt mit einem Kräutermix, den UFA-Samen eigens für Solardächer entwickelt hat. Thomas Lüscher, Fachberater Rasen/Begrünungen von UFA-Samen, hat dafür eine Saatgut-Empfehlung abgegeben. «Unsere niedrigwachsende Mischung ‹UFA-Kräuter Solardach CH› entspricht den Anforderungen der bifazialen, stehenden Solarpanels am besten. Diese enthält nur niedrigwachsende Schweizer Ökotypen», so der Experte. «Der mit der Begrünung geschaffene Lebensraum für Tiere und Pflanzen trägt zur Förderung der Artenvielfalt und Biodiversität bei», freut sich Lüscher.
Die Solaranlage über der A2 ist zugleich ein Beispiel für die Energiewirtschaft der Zukunft. Sie zeigt, dass es möglich ist, auf ein und derselben Fläche Solarstrom zu produzieren und diese gleichzeitig als Nutzfläche zu erhalten. Durch die Förderung der Biodiversität bei gleichzeitiger Stromproduktion ist die Solaranlage bei Zofingen eine Vorstufe der sogenannten Agri-Photovoltaik. Darunter versteht man die Doppelnutzung einer Fläche für die Landwirtschaft und die Erzeugung von Solarstrom. Agri-Photovoltaik hat das Potenzial, der Verknappung von Nutzflächen entgegenzuwirken und zur nachhaltigen Entwicklung ländlicher Räume beizutragen.