
Landwirt Jürg Kägi betreibt im Zürcher Oberland eine 80-Kilowatt-Biogasanlage. Sie ist eine von rund 130 landwirtschaftlichen Anlagen in der Schweiz und produziert jährlich etwa 400 000 Kilowattstunden Energie.
Auf einer Anhöhe in Gutenswil bei Uster (ZH) brummt ein Traktor. Er treibt eine Pumpe an, mit deren Hilfe 400 Kubikmeter Gülle durch eine Pipeline transportiert werden. Dieser Vorgang wiederholt sich monatlich beim Hof von Jürg Kägi. Der Verwaltungsratspräsident der LANDI Zola und Landwirt mit Milchkühen und Mastrindern hat 2023 eine landwirtschaftliche Biogasanlage in Betrieb genommen. Sie steht auf dem Grundstück seines Nachbarn Lukas Schulthess, Schweineproduzent und Mitglied von LANDI Zola. Die beiden Landwirte haben sich für eine 80-Kilowatt-Biogasanlage entschieden. Sie produzieren selbst genügend Gülle und erhalten zusätzliches Substrat wie Pansenmist vom Schlachthof oder Getreideabgang von der Getreidesammelstelle. «Diese organischen Reststoffe für erneuerbare Energie zu nutzen, macht einfach Sinn», betont Jürg Kägi.
Biogas bei 50 Grad Celsius
Die Gülle vom Hof von Jürg Kägi ist am anderen Ende der Pipeline im Güllloch des Nachbarn angelangt. Von dort wird sie im Ein-Kubikmeter-Stundentakt in den Fermenter gepumpt, wo innert rund 60 Tagen bei 50 Grad Celsius Biogas entsteht. Anschliessend wird dieses im Gasmotor verbrannt und zu erneuerbarem Strom und Wärme umgewandelt. «Da wir das ganze Jahr über Gülle haben, läuft auch unsere Biogasanlage das ganze Jahr durch», erklärt Jürg Kägi. Die Anlage produziert jährlich rund 400 000 Kilowattstunden Energie. Den produzierten Strom speisen die Landwirte ins Stromnetz ein und erhalten dafür eine Vergütung. Die Abwärme des Gasmotors nutzen sie, um den Fermenter zu heizen und um den Schweinestall von Lukas Schulthess zu wärmen.
«Unsere Gülle liefert aber nicht nur Energie, sondern auch Nährstoffe für meine Felder. So schliesst sich ein ganzer Nährstoffkreislauf ganz lokal», betont Jürg Kägi. Nach Abschluss des biologischen Vergärungsprozesses im Fermenter bleiben nämlich die wertvollen Nährstoffe nicht nur erhalten, sondern der darin enthaltene Stickstoff ist dann auch besser verfügbar. «Die jungen Kulturen wachsen mit dem Recyclingdünger tatsächlich schneller und werden auch rascher grün», freut sich Jürg Kägi. Er baut Kartoffeln, Mais, Raps, Zuckerrüben
und Getreide an.