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GL-Generationengespräch: «Alle ziehen an einem Strick»

Drei Chefs haben die fenaco seit ihrer Gründung 1993 geführt. Zum 25-Jahre-Jubiläum trafen sich Ulrich Schlup, Willy Gehriger und Martin Keller zum Generationengespräch.

Generationengespräch GL

Drei Chefs haben die fenaco Genossenschaft seit ihrer Gründung 1993 geführt. Zum 25-Jahre-Jubiläum der fenaco sprechen Ulrich Schlup, Willy Gehriger und Martin Keller über ihre Herausforderungen, ihre Erfolge und über die gemeinsamen Werte.

Sie treffen sich am Hauptsitz der fenaco Genossenschaft in Bern, Erlachstrasse 5, 4. Stock: Martin Keller (48 | Hauptbild: links), der das Unternehmen seit 2012 führt, Willy Gehriger (66 | Hauptbild: rechts), Vorsitzender der Geschäftsleitung von 2002 bis 2012, und Ulrich Schlup (75 | Hauptbild: mitte), der erste Chef der fenaco von 1993 bis 2002. Alle drei hatten dasselbe Büro, vieles ist bis heute unverändert geblieben – aber nicht alles.

 

In der fenaco herrschen für ein Unternehmen dieser Grösse ungewöhnlich flache Hierarchien. Mitglieder der Verwaltung und der Geschäftsleitung sind sehr nahbar. Wie ist das entstanden?

Ulrich Schlup: Als Vorsitzender der Geschäftsleitung der fenaco Genossenschaft habe ich bewusst vom ersten Tag an eine Kultur der offenen Tür gelebt. Wer etwas von mir wollte, konnte einfach anklopfen. Ich glaube, in dieser Anfangszeit hat es das gebraucht, um mögliche Vorurteile und Befürchtungen rasch abzubauen beziehungsweise gar nicht erst entstehen zu lassen.

Willy Gehriger: In meiner Zeit war es vor allem wichtig, dass wir den Führungskräften im oberen Kader grosse Entscheidungsfreiräume gaben. Umso wichtiger war die Auswahl der richtigen Personen für diese Schlüsselpositionen.

Martin Keller: Heute stelle ich fest, dass die fenaco dank ihren starken Werten und dem grossen Vertrauen, das die Mitarbeitenden in ihre Führungskräfte haben, trotz der Grösse dynamisch und flexibel geblieben ist. Selbst grosse Veränderungen werden von unseren Mitarbeitenden mitgetragen, weil sie wissen, dass wir für sie schauen.

In den ersten Jahren nach der Gründung bestand die Herausforderung darin, Werte als gemeinsames Fundament wachsen zu lassen. Was kam danach?

Gehriger: Ich konnte auf ein solides Unternehmen aufbauen. In meine Zeit fiel das Ende der staatlichen Preisfestsetzung. Dadurch stieg die Bedeutung der fenaco als Vermarktungspartnerin der Schweizer Bauern. So achteten wir verstärkt darauf, dass die fenaco den Produzenten für ihre Ware einen korrekten Preis bezahlt. Zudem übernahmen wir mehrere Firmen im nachgelagerten Sektor und erkannten Wachstumschancen im Detailhandel. Die Stärkung des Detailhandelsgeschäfts hat die fenaco als Ganzes gefordert und gefördert – die Verantwortlichen des Detailhandels haben der Geschäftsleitung der fenaco viele wichtige Inputs geliefert, etwa in der Logistik.

Keller: Ich konnte die Unternehmensstrategie gemeinsam mit Verwaltung und Geschäftsleitung weiterentwickeln. Wir definierten vier gleichwertige strategische Geschäftsfelder Agrar, Lebensmittelindustrie, Detailhandel und Energie. Wir entwickelten Agrola vom Brenn- und Treibstoffhändler zum Gesamt-Energieanbieter und tätigten erste Investitionen in Deutschland und Frankreich. Zudem definierten wir die drei strategischen Stossrichtungen Innovation, Nachhaltigkeit und Compétence internationale.

Gehriger: Die internationale Erfahrung von Martin Keller hat der fenaco bisher gefehlt. Er, der zuvor jahrelang im Ausland für ein global tätiges Unternehmen gearbeitet hatte, brachte wertvolle Erfahrung mit. Deshalb hatte ich ihn auch schon früh im Auge für meine Nachfolge!

Keller: Kurz bevor ich Anfang Dreissig mit meiner Familie nach Deutschland auswanderte, sagte mir Willy Gehriger am Rande einer Veranstaltung, dass er in zehn Jahren einen Nachfolger brauche. Danach habe ich nichts mehr von ihm gehört, seinen Satz aber nie vergessen. Tatsächlich kam viele Jahre später eine Weihnachtskarte mit Visitenkarte und Handynummer. Danach startete die Verwaltung der fenaco ihren Evaluationsprozess für die Nachfolgeregelung und wählte mich 2012 zum Vorsitzenden der Geschäftsleitung.

Heute hört und liest man viel mehr über die fenaco als früher. Warum kommunizierte die fenaco früher kaum?

Schlup: In der Anfangsphase war dies nicht nötig. Es gab zum Beispiel noch kein Internet in seiner heutigen Form, geschweige denn Mobiltelefone mit Fotokameras. Alles lief langsamer und kontrollierter ab.

Gehriger: In meiner Zeit fällten wir den Entscheid, künftig aktiver zu kommunizieren. Ich habe realisiert, dass sich ein Unternehmen von der Grösse der fenaco nicht verstecken kann. Wer nur reagiert statt aktiv kommuniziert, macht einfach immer den zweiten Platz.

Keller: Wir haben in meiner Zeit die Kommunikation modernisiert und verstärkt. Heute kommunizieren wir auf allen wichtigen digitalen Plattformen sowie mit bewährten Printprodukten. Besonders wichtig ist uns der Dialog mit unseren Mitgliedern, also den LANDI und den Bauern, welchen wir intensiviert haben. Dies, weil es nach wie vor Vorurteile und Falschinformationen über die fenaco gibt, denen wir kommunikativ begegnen wollen und müssen. Die Bäuerinnen und Bauern sollen stolz sein auf ihre fenaco-LANDI Gruppe.

Wo soll die fenaco an ihrem 50. Geburtstag stehen?

Keller: Ich wünsche mir, dass die fenaco auch 2043 ihren Zweckartikel verfolgt – nämlich die Schweizer Bäuerinnen und Bauern bei der wirtschaftlichen Entwicklung ihrer Unternehmen zu unterstützen.

Gehriger: Ich hoffe, dass die fenaco eine Agrargenossenschaft bleibt.

Schlup: Die fenaco soll auch zu ihrem 50. Geburtstag noch allen anderen immer mindestens eine Nasenlänge voraus bleiben.

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