Bruno Brühwiler vom Volg und Samuel Wyssenbach von fenaco Landesprodukte erläutern, weshalb der Detailhandel auch nichtsaisonale Produkte anbietet.
Weshalb braucht es Produkte aus dem Ausland in den Regalen?
Bruno Brühwiler: Grundsätzlich führt Volg ein Sortiment für den täglichen Bedarf der Konsumentinnen und Konsumenten. Zu den aktuellen Bedürfnissen gehören Erdbeeren und Spargeln. Nach der langen Winterzeit freuen sich unsere Kundinnen und Kunden auf den Frühling – und auf Frühlingsgemüse und -früchte.
Samuel Wyssenbach: Die Nachfrage definiert das Angebot. Wir wollen die Kundschaft nicht bevormunden.
Es wäre also keine Option, die Kundenwünsche ausschliesslich mit heimischen Produkten abzudecken.
Samuel Wyssenbach: Schauen wir uns die Banane an. Die Konsumentinnen und Konsumenten lieben sie, aber bei uns wachsen nun einmal keine Bananenstauden. Hier bleibt uns gar nichts anderes übrig, als zu importieren – wir verfügen sogar über eine Reifungsanlage. Importe von Produkten, die bei uns nicht angebaut werden können, sind sozusagen «gezwungene» Importe. Die meisten Importe bei uns sind jedoch «Ergänzungsimporte». Mit ihnen gewährleisten wir die Verfügbarkeit von Waren, die Kundinnen und Kunden wünschen, aber aus verschiedenen Gründen nicht erhältlich sind. Ein gutes Beispiel sind Ernteausfälle oder Produkte, bei denen wir die Inlandsaison durch Importe vor- und nachgelagert verlängern.
Bruno Brühwiler: Schweizer Produkte haben auch gemäss der Philosophie von Volg oberste Priorität in unseren Läden. Der Schweizer Markt ist zudem durch die Zölle gut geschützt. Natürlich kommt es immer wieder vor, dass wir Kompromisse eingehen müssen. Wenn zum Beispiel inländische Süsskartoffeln klein und schrumpelig sind. Unsere Kundinnen und Kunden kaufen nun einmal grosse, appetitlich aussehende. Bieten wir diese nicht an, finden sie sie in einem anderen Laden oder ennet der Grenze und kommen nicht mehr zu uns. Lokale Produkte sind aber ein grosses Bedürfnis unserer Kundinnen und Kunden. Daher haben wir unser Label «Feins vom Dorf». Es ermöglicht Volg Läden, von Produzenten aus dem Dorf oder Nachbardorf Produkte im Sortiment zu führen. Dies wird von den Kundinnen und Kunden sehr geschätzt, da sie die Produzenten meist persönlich kennen.
Worauf achtet ihr bei der Beschaffung von Importprodukten?
Bruno Brühwiler: Seit vielen Jahren arbeiten wir mit denselben Schweizer Importeuren zusammen. Dank regelmässiger Audits wissen wir, dass deren Qualitätssicherung wie das Monitoring für Pflanzenschutzmittel stimmt. Zudem müssen sich die Importeure an die europäischen und nationalen Standards der Branchenverbände halten.
Samuel Wyssenbach: Wann immer möglich, importieren wir Früchte, Gemüse und Kartoffeln aus dem angrenzenden Ausland oder aus dem übrigen Europa. Nur wenn die Verfügbarkeit in Europa nicht mehr gewährleistet ist, arbeiten wir mit Ware aus Übersee.
Gibt es denn Möglichkeiten, die heimische Saison zu verlängern?
Samuel Wyssenbach: Dank der Erforschung und Umsetzung innovativer Anbautechniken sowie neuer Sortenzüchtungen können wir bei einigen Produkten die Saison verlängern. Für solche Weiterentwicklungen des Schweizer Angebotes arbeitet die gesamte Branche zusammen. Die Nachfrage der Kundinnen und Kunden nach Schweizer Produkten sowie ökologische Aspekte sind ausschlaggebend dafür, ob ein Produkt über eine verlängerte Saison angebaut wird oder nicht.
Bruno Brühwiler: Zum Thema Ökologie nenne ich gerne noch ein spannendes Beispiel: Gemüse, das mit dem Lastwagen aus dem warmen Spanien importiert wird, hat einen besseren ökologischen Fussabdruck, als wenn es hier in fossil beheizten Gewächshäusern wachsen würde.
Geratet ihr mit eurem Engagement für Schweizer Lebensmittel in ein Dilemma, wenn ihr Importprodukte beschafft?
Samuel Wyssenbach: Wir erwirtschaften über 90 Prozent unseres Umsatzes mit Schweizer Produkten. Entsprechend setzen wir uns stark für die heimischen Produzentinnen und Produzenten ein. Dort wo nötig ergänzen wir, was der heimische Markt nicht zu bieten hat. Dank unserem Engagement im Import und unserer engen Zusammenarbeit mit dem Detailhandel haben wir die Möglichkeit, den Übergang von der Import- auf die Inlandsaison optimal zu gestalten. Das erlaubt uns, Quantität und Qualität genau zu kontrollieren und mit der Nachfrage im Markt abzustimmen.
Bruno Brühwiler: Auch mit Importprodukten sind wir der einzige Detailhändler, der über 75 Prozent Schweizer Produkte beim Gesamtsortiment und über 85 Prozent bei Frischprodukten anbietet. Bei vielem Frischfleisch wie Poulet sind es gar 100 Prozent, bei Molkereiprodukten 99,9 Prozent. Wir arbeiten auch ständig daran, Importprodukte mit Schweizer Produkten zu ersetzen. So haben wir vor kurzem Import-Hamburger-Brötli mit einem Produkt aus Schweizer Mehl ersetzt.
Wie sieht eurer Meinung nach das Angebot in den Läden in zehn Jahren aus?
Samuel Wyssenbach: Die Konsumentinnen und Konsumenten ernähren sich schon länger zunehmend von pflanzlichen Produkten und essen dafür weniger Fleisch. Zudem steigt die Nachfrage nach nachhaltig angebauten und regionalen Produkten, wie den Labels «Feins vom Dorf» von Volg und «Natürlich vom Hof» von LANDI.
Bruno Brühwiler: Genau. Die Konsumentinnen und Konsumenten konzentrieren sich zudem noch stärker auf Produkte, die gesund für sie sind, und achten bewusster auf die Inhalts- und Zusatzstoffe. Sie wünschen weniger Emulgatoren, weniger Zucker, weniger Salz, mehr Proteine und sind teilweise sogar bereit, für «gesunde» Produkte mehr zu zahlen.