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Auf uns kann man sich verlassen

Pierre-André Geiser als Verwaltungsratspräsident und Martin Keller als Vorsitzender der Geschäftsleitung leiten gemeinsam die fenaco. Im ­Interview sprechen sie über die Geschichte, das 30-Jahr-Jubiläum und die Zukunftsaussichten der Agrargenossenschaft. Wie interpretieren sie den Auftrag der ­fenaco? Und wie hat sich die Zusammenarbeit mit den LANDI Genossenschaften entwickelt?

Pierre-André Geiser als Verwaltungsratspräsident und Martin Keller als Vorsitzender der Geschäftsleitung leiten gemeinsam die fenaco. Im Interview sprechen sie über die Geschichte, das 30-Jahr-Jubiläum und die Zukunftsaussichten der Agrargenossenschaft. Wie interpretieren sie den Auftrag der ­fenaco? Und wie hat sich die Zusammenarbeit mit den LANDI Genossenschaften entwickelt?

UFA-Revue: Die fenaco feiert heuer ihr 30-jähriges Bestehen. Wann und wie kamen Sie eigentlich zur fenaco?
Pierre-André Geiser: Als aktiver Landwirt wurde ich 1991 noch vor der Gründung der fenaco Mitglied der LANDI Vallée de Tavannes. 2002 trat ich dem Regionalausschuss Mittelland bei. Seit 2006 bin ich im Verwaltungsrat aktiv, und seit 2015 darf ich ihn als Präsident leiten.
Martin Keller: Als Kind war es mein Traum, Landwirt zu werden. Den grossväterlichen Bauernhof «Eichmatt» in Hindelbank (BE) übernahm mein Onkel Ruedi. Ich wollte unbedingt in die Landwirtschaft und studierte deshalb Agronomie an der ETH Zürich. Mit dem Doktorat in der Tasche stieg ich in die Schweizer Saatgutbranche ein. Später arbeitete ich acht Jahre lang im Ausland, bevor ich 2010 zur fenaco stiess, zuerst als Leiter des Departements Landesprodukte. Seit 2012 leite ich mit Freude die fenaco als Vorsitzender der Geschäftsleitung.

Gibt es etwas, das Sie beim Blick zurück besonders freut?
Pierre-André Geiser: Im Mittelpunkt stand immer unser Genossenschaftszweck: die Bäuerinnen und Bauern bei der wirtschaftlichen Entwicklung ihrer Betriebe zu unterstützen. Wenn ich mir die Einkommen der Landwirtschaftsbetriebe in den letzten zehn Jahren anschaue, dann habe ich Freude an dieser Entwicklung. Ohne die fenaco würde das anders aussehen.

Geiser Pierre-André
Pierre-André Geiser, Verwaltungsratspräsident
« Unser Auftrag ist ganz grundlegend und wichtig für die Schweiz. »

Martin Keller: Die fenaco ist eine Erfolgsgeschichte – mit einer über 150-jährigen Idee. Ich habe grossen Respekt vor den Gründern. Wir profitieren auch heute noch von ihrem Mut. In den letzten 30 Jahren konnten wir kontinuierlich und profitabel wachsen. Die Anzahl Mitarbeitende, der Umsatz und der Gewinn haben sich seit der Gründung verdoppelt. Unser Eigenkapital hat sich sogar vervierfacht. Wir können den Bäuerinnen und Bauern also sagen: Euch gehört ein stabiles und erfolgreiches Unternehmen, ein sicherer Fels in der Brandung. Das hilft uns auch in schwierigen Zeiten, wie etwa während der Corona-Krise oder jetzt, wo der Ukraine-Krieg viel Unruhe in die Märkte bringt. Auf uns kann man sich verlassen.
Pierre-André Geiser: Die LANDI Genossenschaften sind heute erfolgreiche KMUs. Die Bäuerinnen und Bauern ihrerseits beweisen viel Eigenverantwortung und Unternehmertum. Die fenaco übernimmt eine unterstützende Rolle. Und diese hat sich seit der Gründung geschärft. Da waren natürlich immer wieder Kurskorrekturen und Anpassungen nötig. Dafür haben wir Plattformen für den Dialog geschaffen. So konnten wir die Zusammenarbeit laufend verbessern und an neue Entwicklungen anpassen. In meinen Augen läuft es jetzt sehr gut: Die fenaco und die LANDI gehen gemeinsam vorwärts. Wir arbeiten Hand in Hand zugunsten unserer Mitglieder.

Sprechen wir über 2023: Was ist Ihr Highlight für das Jubiläumsjahr?
Martin Keller: Es freut mich, dass wir unseren Mitgliedern, den Mitarbeitenden der fenaco-LANDI Gruppe und auch der Öffentlichkeit je ein Geschenk machen können. Die Schweizer Bevölkerung kann sich auf eine Ausstellung zur Land- und Ernährungswirtschaft im Verkehrshaus der Schweiz freuen. Wir wollen dabei ein realistisches und zukunftsorientiertes Bild unserer Branche vermitteln und eine Plattform für den Dialog zwischen der Landwirtschaft und der Bevölkerung schaffen. Für die Mitarbeitenden und Pensionierten organisieren wir vier grosse Feste in den Regionen …
Pierre-André Geiser: … und für unsere Mitglieder bauen wir die fenaco Erfolgsbeteiligung aus. So können noch mehr Mitglieder an unserem Erfolg teilhaben. Bei der Einführung vor fünf Jahren haben wir rund 6,5 Millionen Schweizer Franken ausgeschüttet. Dieses Jahr werden es über 9 Millionen Schweizer Franken sein.

Keller Martin
Martin Keller, Vorsitzender der Geschäftsleitung
« Der bekannte fenaco ­Leit­spruch funktioniert eben auch rückwärts:
de la table à la terre. »

Und wohin entwickeln sich die vier Geschäftsfelder der fenaco?
Pierre-André Geiser: Grundsätzlich wollen wir in allen Geschäftsfeldern unseren erfolgreichen Weg weitergehen. Landwirtschaft, Ernährung und Energie bleiben relevant für uns alle. Im Bereich Agrar sind wir in der konventionellen und der biologischen Produktion mit Forschungspartnern und Start-up-Kooperationen an den neusten Entwicklungen dran, zum Beispiel bei der smarten Landtechnik, bei digitalen Lösungen wie dem Bauernhofmanager Barto powered by 365FarmNet oder beim nachhaltigem Pflanzenschutz. Dabei geht es uns darum, dass die Bäuerinnen und Bauern effizienter und ressourcenschonender arbeiten können. Das schulden wir den nächsten Generationen.
Martin Keller: Die Lebensmittelindustrie entwickelt sich nach dem Rückschlag durch die Covid-Pandemie zu neuer Stärke. Weiter ausbauen wollen wir die Belieferung der Gastronomie, wo Produkte aus einheimischer Landwirtschaft noch erhebliches Steigerungspotenzial haben. Ebenso arbeiten wir daran, den Marktanteil von Schweizer Wein zu steigern. Unser Standbein der Lebensmittelindustrie hilft uns aber auch, neue Konsumtrends zu erkennen und in Geschäftschancen für unsere Mitglieder umzumünzen. So ist es angesichts des weltweiten Bevölkerungswachstums angezeigt, Alternativen zu tierischen Proteinen zu prüfen – seien das pflanzliche Ersatzprodukte oder vielleicht sogar Fleisch, das aus tierischen Zellen in einem Fermenter kultiviert wird. Zugleich ist für die fenaco klar, dass die Schweiz auch langfristig ein Fleisch- und Milchland bleiben wird.
Pierre-André Geiser: Die Ausrichtung der landwirtschaftlichen Produktion an den Bedürfnissen der Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten ist entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg der Bauernfamilien. Dabei hilft uns auch unsere starke Präsenz im Detailhandel. Unsere Mitarbeitenden bei den Detaillisten merken als Erste, welche Produkte Absatz finden und welche in den Regalen liegen bleiben.
Martin Keller: Der bekannte fenaco Leitspruch funktioniert eben auch rückwärts: de la table à la terre. Am Esstisch wird entschieden, was angebaut werden soll. Mit Volg und LANDI haben wir direkte Absatzkanäle für die Erzeugnisse unserer Mitglieder. Es kommt nicht von ungefähr, dass Volg mit einem Anteil von 85 Prozent beim Lebensmittelsortiment die Detailhändlerin mit dem höchsten Schweiz-Anteil ist. Insbesondere in der Westschweiz hat es noch Platz für den einen oder anderen Volg. Bei den LANDI kommt das Wachstum eher aus den bestehenden Läden und zunehmend aus dem Onlinehandel.

Und was tut sich im Geschäftsfeld Energie?
Martin Keller: In den kommenden Jahren wollen wir massgeblich zur Energiewende im ländlichen Raum beitragen. Seit zehn Jahren arbeiten wir an der Transformation der Agrola, von der fossilen Brenn- und Treibstoffhändlerin zu einer umfassenden Gesamtenergie-Dienstleisterin. Nun nehmen die erneuerbaren Energien richtig Fahrt auf: Wir bringen Elektroschnellladestationen, Wasserstofftankstellen und Fotovoltaikanlagen aufs Land. Viel Potenzial verorten wir auch bei den Holzpellets. Die Schweiz verfügt über grosse Waldflächen. Wir sind überzeugt, dass wir diesen Rohstoff für die Energiegewinnung noch besser nutzen können.

Gute Aussichten also. Aber Hand aufs Herz: Braucht es in Zeiten immer grösser werdender Landwirtschaftsbetriebe Agrargenossen­schaften wie die fenaco-LANDI Gruppe noch?
Pierre-André Geiser: Auf jeden Fall. Unser Auftrag ist ganz grundlegend und wichtig für die Schweiz. Die fenaco versorgt zusammen mit den LANDI die Schweizer Bevölkerung mit gesunden und nachhaltig produzierten Lebensmitteln und mit Energie vom Land. Zu diesem Zweck unterstützen wir unsere Mitglieder dabei, erfolgreich zu wirtschaften. Unsere Strukturen wachsen mit jenen der Landwirtschaftsbetriebe mit. Weil wir den Bäuerinnen und Bauern gehören, bleiben wir bodenständig und unserem Genossenschaftszweck verpflichtet.

Was macht die fenaco zum Jubiläum?

Die fenaco lässt bäuer­liche Mitglieder, Mitarbeitende und auch die Öffentlichkeit an ihrem 30-Jahre-Jubiläum teilhaben. Für die bäuerlichen Mitglieder wird die fenaco Erfolgs­beteiligung aufgestockt. Zur Er­folgs­be­teiligung gehört auch ein Geschenkpaket mit Produkten der fenaco inklusive zweier Eintritts­tickets fürs Ver­kehrs­haus der Schweiz. Die Mitar­bei­tenden und die Pensionierten sind zu vier grossen Jubiläumsfesten eingeladen. Für die Öffentlichkeit lanciert die fenaco eine Ausstellung zum Thema Land- und Ernährungswirtschaft im Verkehrshaus der Schweiz. Sie soll am 1. Juni 2023 eröffnet werden.

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