Mit gleichem Input mehr Ertrag? Das Teilflächenspezifische Düngen machen es möglich. Ein Team von AGROLINE, LANDOR und Groupe Serco zeigte an der Innovationsplattform in Jegenstorf (BE) wie das geht.
Die Schweizer Bevölkerung schätzt heimische Lebensmittel. Gemäss dem repräsentativen fenaco Stadt-Land-Monitor 2023 wünschen sich Schweizerinnen und Schweizer im Schnitt einen Selbstversorgungsgrad von rund 70 Prozent – bei gegenwärtig 57 Prozent. Gleichzeitig bleibt die landwirtschaftliche Nutzfläche in der Schweiz konstant. Damit ein hoher Selbstversorgungsgrad kein Wunschdenken bleibt, sind konkrete Lösungen gefragt. Einer davon ist der optimierte Einsatz von Düngemitteln, um pro Flächeneinheit mehr Ertrag einzufahren.
Schlauer düngen
Wie bei den Pflanzenschutzmitteln setzen sich auch bei Düngen zunehmen präzise Ausbringungsmethoden durch. «Schlauer düngen», nennt das Jürg Friedli. «Das Kernproblem sind die Nährstoffverluste. Wir müssen darauf achten, die Nährstoffe möglichst effizient einsetzen», fügt der Leiter von LANDOR hinzu. In der Umsetzung heisst das, dass aufgrund von Satellitenbildern, Bodenkarten und anderen Informationen wie etwa Eigenheiten des Bodens und der aktuellen Witterung Ausbringungskarten erstellt werden. Diese geben konkrete Hinweis, wo wieviel gedüngt werden muss. Auch der Gesetzgeber verlangt nach einer Reduktion und bezieht sich dabei nicht auf die absolute Ausbringungsmenge, sondern auf die Nährstoffverluste. Beim Stickstoff sind es minus 15 Prozent, beim Phosphor minus 20 Prozent, die bis 2030 erreicht werden sollen.
Teilflächenspezifische Düngung
Ein Lösungsansatz ist die Teilflächenspezifische Düngung, kurz TFSD. «Es geht darum, die Nährstoffe genau dort auszubringen, wo sie auch wirklich benötigt werden», betont Christoph Brönnimann, LANDOR Berater und Leiter Innovationen und Projekte.
An vier regionalen Innovationsplattformen stellte er deshalb im Juni 2024 zusammen mit einem Team von AGROLINE, LANDOR und Groupe Serco den teilnehmenden Landwirtinnen und Landwirten Lösungen vor, wie sie die Ausbringung von Düngemitteln auf ihren Feldern verbessern können. Die Möglichkeiten fangen bei einer App mit Anbindung an den digitalen Hofmanager barto an. Sie meldet der Landwirtin oder dem Landwirten, wo manuell mehr oder weniger Düngemittel ausgebracht werden soll. Neue Düngerstreuer hingegen lassen sich direkt mit Ausbringungskarten bestücken. Damit können die modernen Maschinen die Düngemittel präziser ausbringen. «Im besten Fall muss der Bauer nur noch ‹On› drücken und kann losfahren», sagt Joel Mosimann von Sevra Suisse, der Landtechnik-Tochter der fenaco dazu. Eine kosteneffiziente Zwischenlösung ist ein Aufrüst-Kit, mit dem ältere Düngerausbringer ein Update erhalten und somit die Nährstoffe gezielter verteilen können.
Dann sind wir beim Düngen auf einem guten Weg? «Natürlich gibt es Herausforderungen», relativiert Christoph Brönnimann. So brauche es eine gewisse Anzahl Hektaren, bis sich die Investition für den landwirtschaftlichen Betrieb rechne. Die Kartierung sei ebenfalls mit einem gewissen Initialaufwand verbunden. Insgesamt aber sieht er die Entwicklung positiv. «Unser Test auf einem Zuckerrüben-Feld für die Innovationsplattform hier in Jegenstorf verlief ansprechend», freut sich der LANDOR Berater. Vergleichbare Tests zeigten Effizienzsteigerungen im ein- bis zweistelligen Prozentbereich. Insgesamt hat die Teilflächenspezifische Düngung das Potenzial, bei der Erfüllung der gesetzlichen Ziele eine wichtige Rolle zu spielen und einen Beitrag zu den gesellschaftlichen Erwartungen für mehr Lebensmitteln mit Schweizer Herkunft zu leisten.