Seit 25 Jahren backt Jolanda Egli in der familieneigenen Hofbäckerei feinste Brote, Zopf und Guetzli. Diese verkaufen Eglis in ihrem Hofladen in Steinmaur (ZH) und in den LANDI Läden in der Region – auch nach der Übergabe des Hofs an die nächste Generation.
Beim Betreten des Grundstücks der Familie Egli in Steinmaur (ZH) steigt einem sofort ein unverkennbarer Duft in die Nase: Nicht nach Heu oder Stall – dieser befindet sich hinter dem Haus – riecht es, sondern nach ofenfrischem Brot. Gerade läuft die Produktion auf Hochtouren, und obwohl Weihnachten bereits vorbei ist, wird fleissig «guetzlet». Seit gut einem Vierteljahrhundert produziert Bäuerin Jolanda Egli in ihrer kleinen Backstube, angrenzend an die Wohnstube, allerlei Backwaren, von gluschtigen Kuchen über Wähen, Guetzli und Brote. Angefangen hatte alles mit dem klassischen Butterzopf. «Früher wurde von einer Bauernfrau erwartet, dass sie Produkte selber herstellt», erinnert sich Jolanda Egli und schmunzelt: «Aber ich hatte von nichts eine Ahnung!» Ihre Mutter habe zwar samstags immer Zopf gebacken. Als Jugendliche sei Jolanda daran aber kaum interessiert gewesen. Mit der eigenen Familie wollte sie die Tradition schliesslich weiterführen: «Ich übte, bis ich endlich einen anständigen Zopf hinbekam.» Nachdem der auch dem Schwiegervater geschmeckt hatte, gingen kurze Zeit später die ersten acht Zöpfe «über d’Gass». Heute verkauft sie jeden Samstag über 700 Brote und Zöpfe im Hofladen.
«Nachts kann ich konzentriert arbeiten»
Damit das Gebäck pünktlich parat ist, sind ein getakteter Zeitplan und der Biorhythmus einer Lerche nötig. Unter der Woche beginnt Jolanda Egli um 3 Uhr in der Früh mit dem Teigen, für die Samstagszöpfe sogar schon um 23 Uhr. Feierabend gibt es selten vor 17 Uhr, nur das Mittagsschläfchen, das lässt sich die vife Bäuerin nicht nehmen. Trotzdem sind die Arbeitszeiten für sie ein Segen: «Tagsüber klingelt immer irgendwo ein Telefon, so ist man schnell von der Arbeit abgelenkt. Nachts kann ich konzentrierter arbeiten.» Früher, als ihre drei mittlerweile erwachsenen Kinder noch klein waren, habe sie sogar nachts Wäsche gebügelt, erzählt sie lachend. Generell sei es aber schwierig, Mitarbeitende zu finden, «für diese Arbeitszeiten steht niemand Schlange!» Heute werden die Eglis von zwölf fleissigen Paar Händen unterstützt, die zu total 600 Stellenprozent teils in der Bäckerei, teils im Hofladen arbeiten. Auch ihr Mann Hans hilft regelmässig beim Verkauf im Laden aus.
Rund 37 Tonnen Weizenmehl haben Jolanda Egli und ihr kleines Team im letzten Jahr verarbeitet. Obwohl die Eglis selber auch Ackerbau mit Weizen betreiben, stammt das Mehl nicht aus Eigenproduktion, sondern wird jeweils «zugunsten einer konstanten Qualität» zugekauft. So sind etwa der Kleberanteil und das Eiweiss im Mehl wichtige Faktoren, damit das Brot schön aufgeht. «Das Mehl, das wir kaufen, wird dahingehend ausnivelliert. Das erleichtert auch die Arbeit, weil der Teig nicht jedes Mal eine andere Konsistenz hat», erklärt Hans Egli. «Reines Steinmaurer Brot zu produzieren, ist zwar eine schöne Idee. Uns ist aber das Risiko, dass die Laibe als Fladen enden, zu gross.» So verkaufen Eglis ihren Weizen an IP-Suisse.
«In der LANDI erhalte ich alles, was ich brauche»
Nebst den eigenen Produkten verkaufen Jolanda und Hans in ihrem Hofladen fast alles, was es für den täglichen kulinarischen Bedarf braucht. Ihre Guetzli und ihre Pasta vertreiben sie zudem auch in der LANDI Adlikon bei Regensdorf (ZH) und in den Läden der LANDI Züri Unterland, wo sie Mitglied sind. Dort beschafft Hans Egli sämtliche Hilfs- und Pflanzenschutzmittel, Dünger und Diesel – praktisch alles, was er für den landwirtschaftlichen Betrieb benötigt. Neben Milchkühen, Aufzuchtrindern, Mastrindern und einigen Kälbern ist der Pflanzenbau ein wichtiges Standbein. Ihm ist es ein besonderes Anliegen, die lokale Wirtschaft zu unterstützen. «Als Landwirt sehe ich mich zu dieser Solidarität verpflichtet. Ausserdem», fügt er schmunzelnd an, «ist es auch gemütlich, wenn ich weiss: Hier erhalte ich alles, was ich brauche, in der Qualität, die ich mir wünsche.» Als Mitglied profitiert er zudem von Erfolgsprämien der LANDI und der fenaco.
Die nächste Generation übernimmt
Anfang 2022 gaben Jolanda und Hans Egli ihren Betrieb an die sechste Generation weiter. Sohn Elias und seine Verlobte führen das Geschäft nun mit Elan fort. Pläne für die Zukunft sind bereits vorhanden: Gemeinsam mit Vater Hans möchte Elias einen neuen Stall bauen. Grösser und moderner soll er sein, die Eglis wollen stets mit der Zeit gehen, auch die Jungen. Ein Melkroboter wird die zukünftig 80 Kühe melken, ein anderer Roboter den Mist aus dem Laufstall fegen. Und schliesslich soll ein Fütterungsroboter die Fütterungsvorbereitung mit dem Mischwagen ersetzen und das Futter regelmässig vorlegen. So werden die täglichen Arbeitsabläufe effizient organisiert. Aktuell halten Eglis 45 Milchkühe der Rassen Holstein und Red Holstein. Die Milch mit dem Label «Wiesenmilch» wird grösstenteils an die Emmi-Gruppe geliefert. Daneben werden rund 24 000 Liter direkt vermarktet: 18 000 Liter am Milchautomaten und 4000 Liter gehen an ein Altersheim. Rund 6000 Liter braucht Jolanda Egli in ihrer Hofbäckerei. Diese und der Hofladen bleiben auch weiterhin unter der Führung von Jolanda und Hans Egli.
Was macht denn ihre Produkte so speziell? Jolanda Egli lächelt, überlegt kurz und sagt: «Tausende gemachte Fehler und ein randvolles Notizbuch.» Und letztendlich, wie bei vielem, eine grosse Portion Leidenschaft und das richtige «Gspüri».