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Langlebige Braunviehherde

Willi Niederberger und seine Frau Renate sind bekannt für ihre langlebigen Kühe.

Willi Niederberger und seine Frau Renate sind bekannt für ihre langlebigen Kühe. Letztes Jahr überschritten vier Kühe ihrer Herde 100 000 Kilogramm Lebensleistung. Das ist nur mit einer vorbildlichen Tierhaltung und gesunden Tieren möglich.

Willi und Renate Niederberger führen einen Milchwirtschaftsbetrieb in Risch im Kanton Zug. Der Betrieb ist wunderschön gelegen und bietet eine Aussicht auf die Rigi und den Zugersee. Letztes Jahr gab es bei den Niederbergers grosse Veränderungen: Zuvor konnten sie noch einen anderen Betrieb für die Milchkühe pachten. Im eigenen Stall hielten sie die Galtkühe und die älteren Rinder. Mit der auslaufenden Pacht musste eine Lösung her. Sie entschieden sich für einen kompletten Umbau des alten Stalls. «Wir haben lange überlegt, wie man den Stall am besten umbauen könnte», so Willi Niederberger. Schliesslich riss die Familie einige Wände heraus und baute je einen Unterstand für die Aussenboxen und für die Fressachse, welche quer zu den Liegeboxen angeordnet ist. Das Resultat lässt sich sehen: Es ist ein offener Stall mit viel Licht und Platz für die Tiere geworden. Zudem wurde ein Fahrsilo gebaut und zum Melken kommt ein Melk­roboter zum Einsatz. Die Kühe kannten den Melkroboter schon vom vorherigen Stall. «Nachdem wir Ende 2021 den Stall bezogen hatten, brauchten die Kühe nur eine kurze Eingewöhnungszeit und kamen bald wieder über zweieinhalb Mal zum Melken», erinnert sich der Landwirt.

Betriebsübergabe steht bevor
Willi Niederberger nahm den Aufwand des Stallumbaus auf sich, obwohl er dieses Jahr das Pensionsalter erreicht. Es ist ihm wichtig, dass die Familie weiterhin Tierhaltung betreiben kann und die Tiere bestmöglich gehalten werden. Nach dem Umbau geht es das Ehepaar Niederberger nun aber etwas ruhiger an. Renate Niederberger ist dennoch viel im Stall anzutreffen. Zudem hat sie die Büroarbeiten im Griff. Unterstützt werden die beiden von ihrem Mitarbeiter Gregor und von den Töchtern Doris und ­Petra, die dieses Jahr zusammen den Betrieb übernehmen.

 

Langlebige und gesunde Kühe
2021 feierte die Familie Niederberger mit ihren Milchkühen einen besonderen Erfolg: Gleich vier Kühe wurden für über 100 000 Kilogramm Lebensleistung ausgezeichnet. Über die Jahre hinweg sind es nun 13 Kühe, die diese beachtliche Menge erreicht haben. Die durchschnittliche Milchleistung pro Laktation der Herde liegt bei 9330 Kilogramm, mit einem Fettgehalt von 3,98 Prozent und einem Eiweissgehalt von 3,56 Prozent. Die durchschnittlichen Zellzahlen liegen bei 98 000 Zellen / ml. Die gesamte Herde hat ein relativ hohes Durchschnitts­alter von 6,6 Jahren. Der Durchschnitt beim Braunvieh in der Schweiz liegt im Vergleich bei 5,8 Jahren.

Wie schaffen sie es, regelmässig derart langlebige und leistungsstarke Kühe zu ziehen? Geduld und eine vorbildliche Tierhaltung sind ausschlaggebend. Willi Niederberger sagt dazu: «Man darf nicht sofort die Nerven verlieren, wenn es mal nicht optimal läuft.» ­Jede Kuh habe in ihrem Leben irgendwann ein Problem, und manchmal nütze es, den Kühen eine zweite Chance zu geben. Bei der Persistenz der heutigen Kühe mache es ihm auch nichts aus, wenn die Zwischenkalbezeit einmal länger ist. Wichtig sei ihm, dass seine Tiere gesund sind und ein gutes Fundament haben. Bei der Zucht achtet er darauf, dass die Kühe nicht allzu gross werden.

Willi Niederberger ist sich sicher, dass die langlebigen Kühe nicht unbedingt diejenigen sind, die schon in der ersten Laktation übermässig viel Milch geben. Ein Grossteil der Kühe wird mit einer Mastrasse besamt, für die Nachzucht brauche er aufgrund der Langlebigkeit nicht allzu viele Tiere. Die Aufzuchtrinder werden als abgetränkte Kälber im Aufzuchtvertrag extern gegeben.

Willi Niederberger, Landwirt aus Risch (ZG)
« Manchmal brauchen die Kühe auch eine zweite Chance. »

Die Fütterung ist natürlich auch wichtig für die Gesundheit und die guten Leistungen der Kühe. 2021 hatte die Familie Niederberger wie viele andere Betriebe mit dem Wetter zu kämpfen: Die letzte Ernte war wegen Hagel eine grosse Herausforderung für die Grundfutterproduktion. Der Hof musste deshalb viel Silomais zukaufen. Das Ergänzungsfutter kaufen sie bei der LANDI Zugerland, wo Willi und Renate Niederberger auch Mitglieder sind.

Der Betrieb nimmt auch am «UFA Herd Support»-Programm teil. Das ist eine Dienstleistung der UFA, bei der die Berater monatlich die Milchanalysen zusammen mit der Landwirtin oder dem Landwirt besprechen, um, wenn nötig, Änderungen an der Rationszusammensetzung vorzunehmen. 

Dexter-Rinder
Seit etwa 16 Jahren leben auf dem Betrieb Niederberger auch Dexter-Rinder. Gestartet haben sie damals mit zwei Kühen. «Wir waren die einzigen weit und breit mit Dexter-Rindern und haben diese zwei Kühe zu einem hohen Preis gekauft», erinnert sich Renate Niederberger. Heute halten sie sechs Kühe mit ihren Nachkommen. Da ein kleiner Teil des Landes steil ist, eignen sich diese eher kleinen und leichten Tiere optimal zur Beweidung.

Die Kühe werden mit einem Limousin-Stier gedeckt. Die Nachkommen sind daher deutlich grösser als die zierlichen Mütter. Im Frühling kalben die Kühe jeweils ab. Die Kälber werden dann zwei Sommer auf der Weide extensiv gemästet und im übernächsten Herbst geschlachtet. «Seit wir mit einem Limousin-Stier einkreuzen, erreichen die Tiere eine bessere Fleischigkeit», sagt Willi Niederberger.

Ein Teil des Fleisches geht an den ­öffentlichen Markt und durchschnittlich drei Tiere pro Jahr vermarktet die Familie Niederberger direkt als Mischpakete. Das Fleisch komme bei ihren Kundinnen und Kunden sehr gut an, aber weiter ausbauen wollen sie dies nicht, da die Direktvermarktung relativ viel Aufwand bedeute.

Der Betrieb im Überblick

Gemeinde: Risch (ZG)
Höhe: 450 m ü. M.
Fläche: 17,9 ha
Kulturen: Futterbau und Mais
Tiere: 48 Milchkühe, 7 Dexter-Mutterkühe mit Kälbern, 200 Mastschweine IP-Suisse
LANDI: Mitglied der LANDI Zugerland

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