Der Winzer Jean-Blaise Gollut arbeitet seit 2020 mit Provins zusammen, um ein Dutzend Sorten zu untersuchen und damit neue Perspektiven für die Weinindustrie zu eröffnen.
Der sonnige und warme Herbst war ideal für die Weinbäuerinnen und Weinbauern. Die Bilanz der Weinlese 2023 zaubert Jean-Blaise Gollut ein Lächeln ins Gesicht. Quantität und Qualität sind auf dem Höhepunkt. An den Walliser Hängen zwischen Saillon und Bramois baut der 43-jährige Winzer nur Bio-Reben an, und seit 2012 auch resistente Rebsorten.
Im Jahr 2011 veranlassten ihn die trotz durchgeführter Behandlungen von der Krankheit zerfressenen Trauben, seine Anbaumethoden zu überdenken. «Ich musste Lösungen finden, um in meinen Weinbaugebieten nicht mehr defizitär zu sein, ohne dabei an Fläche zu verlieren. Ich bin dann die Wette eingegangen, meine ersten Piwi-Rebstöcke auf den Gipfeln der Gemeinde Leytron zu pflanzen», erklärt der Walliser, der zu den Pionieren der resistenten Rebsorten im Wallis gehört. Der Begriff «Piwi» bezeichnet Rebsorten, die über eine sehr hohe Resistenz gegen die häufigsten Rebkrankheiten Mehltau, Falscher Mehltau und Grauschimmel verfügen, und es den Weinbauern ermöglichen, auf einen Grossteil der Pflanzenschutzmittel zu verzichten.
Der Wechsel der Rebsorten ist jedoch eine gewagte und kostspielige Entscheidung, da die Pflanzung eines Weinbergs rund CHF 150 000 pro Hektar kostet. Für Jean-Blaise Gollut beruhte diese Entscheidung nicht nur auf Sparsamkeit und Rentabilität: «Ich habe es für meine Mitarbeitenden getan. Es ist wichtig, dass sie in einer möglichst gesunden Umgebung arbeiten.» Der Übergang zu resistenten Rebsorten bietet auch erhebliche wirtschaftliche Vorteile. Durch die Reduzierung der Pflanzenschutzbehandlungen können 90 Prozent der Kosten für den Schutz der Weinberge eingespart werden.
Weniger Behandlungen bedeuten auch weniger Bodenverdichtungen: «Man verbringt weniger Zeit in den Weinbergen, wodurch Zeit für andere wichtige Weinbauaktivitäten frei wird», fügt der Walliser hinzu. Er gibt zwar zu, dass er ein oder sogar zwei vorbeugende Behandlungen durchführen muss (immer im Bioanbau), aber er ist von dem Stress befreit, den die Weinbäuerinnen und Weinbauern im traditionellen Anbau haben, die manchmal nur wenige Stunden Zeit haben, um auf Krankheiten wie den Falschen Mehltau zu reagieren.
Tests in Lebensgrösse
Seit 2020 arbeitet Jean-Blaise Gollut mit Provins zusammen, wo er Mitglied des Verwaltungsrats ist. Das Tochterunternehmen der fenaco mit Sitz in Sion (VS) verfolgt die Entwicklung der resistenten Rebsorten seit ihrer Einführung genau. Die Leidenschaft und Erfahrung des Winzers, kombiniert mit dem Know-how der Kellerei, ermöglicht es, die Entwicklung dieser neuen Rebsorten von der Rebe bis in die Flasche zu studieren. «Ich ernte und vinifiziere etwa 12 Piwi-Varianten, darunter Divico und Divona, mit dem Ziel, Tests in Originalgrösse durchzuführen, um das weinbauliche und önologische Potenzial dieser Rebsorten zu bestimmen», betont Jean-Blaise Gollut. Die Önologen bei Provins verfolgen täglich die Entwicklung des Weins. Jedes Jahr bewahren sie etwa 36 Flaschen jeder Cuvée auf, um zu untersuchen, wie sich der Wein im Laufe der Zeit entwickelt.
Zehn Jahre im Rückblick
«Im Moment haben wir, mit Ausnahme von Divico und Divona, nicht den nötigen Abstand, um das önologische Potenzial der resistenten Sorten zu bewerten», meint Jean-Blaise Gollut. Mit zunehmender Erfahrung erscheint ihm ein Zeitraum von zehn Jahren zum Testen dieser Rebsorten notwendig, wenn nicht sogar zwingend: «In den ersten Jahren hatten einige Rebsorten besondere Aromen, die später verblassten. Wir konnten feststellen, dass sich nach fünf bis sechs Vinifizierungen die Aromen verändern.»
Vielversprechende Zukunft
Es sind also noch einige Jahre der Beobachtung und des Ausprobierens nötig, bevor den Winzern eine Alternative zum traditionellen Anbau angeboten werden kann. Davon lässt sich der Walliser, der mit Leib und Seele Unternehmer ist und leidenschaftlich gerne Neues entdeckt, nicht abschrecken und pflanzt weiterhin neue resistente Rebsorten an. Er sieht darin eine echte Zukunft für den Weinbau: «Wenn wir die Pflanzenschutzbehandlungen und die damit verbundenen Kosten reduzieren, können wir die Weinberge nachhaltiger gestalten und attraktive Produktionskosten für die Winzerinnen und Winzer erzielen.
Ein interessantes Potenzial
Provins verfolgt die Entwicklung der resistenten Rebsorten seit ihrer Einführung genau. «Die Piwis bieten eine Alternative und Ergänzung zum Bio-Ansatz. Sie stellen in Bezug auf die topografischen Bedingungen unserer Weinberge ein klares Interesse dar», erklärt Raphaël Marquis, Produktionsleiter bei Provins. Im Jahr 2022 erntete Provins 31 Tonnen Divico, die auf 5,9 Hektaren angebaut wurden. Dieses Jahr brachte Provins anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums seiner Linie Maître de Chais einen Divico-Wein auf den Markt, der zwölf Monate in Barriques gereift war.